Hunde mit abgetrennten Ohren oder aufgeschlitzten Rücken. Die Eindrücke, die der Gelsenkirchener Lessly Herden (37) aus Rümänien mitgebracht hat, gehen unter die Haut. Eigentlich arbeitet Lessly Herden als Hundeführer bei der Polizei, aber der Tierfreund konnte nicht länger zuhause sitzen und sich die grausamen Zustände der Tiere in Rumänien tatenlos von der Couch aus ansehen. „Ich bin seit etwa zwei Jahren im Tierschutz aktiv, nehme immer mal wieder Hunde zur Pflege auf und vermittel sie weiter. Bei dem Extremfall in Rumänien hat es mir einfach nicht gereicht, ein paar Euro zu spenden.“

Folglich gründete er mit einem Freund aus Stuttgart, Uwe Vonnahme, die Initiative „Band of Brothers“. Die Freunde lernten sich durch ihre Bulldoggen, die Brüder sind, kennen. Ihre Hunde sind nun auch die Maskottchen der Initiative. „Da Uwes Frau Rumänin ist, konnten wir schnell, gute Kontakte in das Land herstellen. Für die erste Fahrt waren rasch Unterkünfte organisiert“, erinnert sich Herden.

In Rumänien ist die massenhafte Tötung von Straßenhunden gesetzlich erlaubt. Grund seien Übergriffe der Hunde auf Bürger. Doch der Gelsenkirchener hat bei seinem Aufenthalt in Rumänien nicht einen aggressiven Hund beobachtet. „Ich habe nur Angst gesehen. Die Tiere sind völlig eingeschüchtert und dankbar für jede Aufmerksamkeit.“

Mit seiner Freundin und acht weiteren Helfern aus ganz Deutschland, die alle durch Facebook auf das Projekt aufmerksam wurden, fuhr er im November letzten Jahres zum ersten Mal nach Rumänien.

Zwei Tage vorher machte sich bereits ein Lkw mit Spenden wie Decken, Futter und medizinischen Gütern auf den Weg, um pünktlich mit den Helfern Brasov, eine kleine Stadt etwa 160 Kilometer von Bukarest entfernt, zu erreichen. Alleine die Kosten des Transports beliefen sich auf etwa 1800 Euro.

Was sie dort vorfanden war für alle ein Schock. „Was dort mit den Tieren gemacht wird, ist schlimmer als in jedem Horrorfilm.“ Als Mutprobe würden „Halbstarke“ brutal die Schwänze und Ohren der Tiere abschneiden und sie dann sich selbst überlassen. Für Andere sei es ein Spaß, die Hunde absichtlich zu überfahren, erzählt Herden. Tierschützer vor Ort galt es zu unterstützen. Einige leben hier mit bis zu 40 Tieren in der eigenen Wohnung. Nachdem die Spenden verteilt wurden, wurde ein kleines Tierheim, dass gerade 35 Welpen aufgenommen hatte, grundgereinigt. Besonders dramatisch sei es dann in einem staatlichen Tierheim in der Stadt Bukov gewesen. Über 1000 Hunde seien dort auf engstem Raum „gelagert“. „Ein Hund hatte den kompletten Rücken aufgeschlitzt, wir konnten die Wirbelsäule sehen, schrecklich.“

Fünf Hunde haben die „Band of Brothers“ aus dem Heim geholt, drei haben Herden uns seine Freundin vermittelt. „Diese Hunde sind für uns ein kleines Zeichen der Hoffnung.“ Die Reise hat die Wohltäter bis in ihre Träume verfolgt. „Man muss der Typ dafür sein und es muss einem von vorne herein klar sein, dass man nicht alle Tiere retten kann“, sagt der Polizist.

Auch in der Heimat lief nicht alles rund: „Natürlich kann man nicht von Anfang an alles richtig machen, aber mit Vorwürfen, bis hin zu Drohanrufen, haben wir alle nicht gerechnet. Für uns steht das Wohl der Tiere an erster Stelle. Wenn ein Transport mal zwei Monate später als geplant fährt, ist das keine Unterschlagung. Manchmal läuft nur nicht alles nach Plan“, so Herden. Zwei weitere Transporte stehen 2014 an, aktuell mit Unterstützung aus der Schweiz. Das große Ziel: „Ein „Band of Brothers“-Tierheim in Rumänien zu eröffnen“, mit vernünftigen Tierschutz-Standards.