Gelsenkirchen.

Gleich unterm mächtigen Hinterteil von Herkules dreht sich im Nordsternturm die hochkarätige Kunstwelt weiter. Auf fünf Etagen flimmert internationale Videokunst über rund 40 Bildschirme und Leinwände.

Das Videokunstzentrum im Nordsternturm öffnete 2012 seinen Pforten. Bis heute besuchten über 10 000 Menschen das Museum. Mit der Ausstellung „Time Pieces“ präsentiert das Forum nun seine zweite Ausstellung.

Konzipiert hat die Schau der Neue Berliner Kunstverein, der eine der ältesten Videokunst-Sammlungen weltweit unterhält. Auf fünf Ebenen zeigt der Nordsternturm Videos und Installationen von mehr als 30 Künstlern. Alle Arbeiten sind entstanden in Zeit von den Siebzigern bis heute. „Die Werke geben damit einen guten Überblick über das Videokunstschaffen und die Entwicklung der Technik in den letzten Jahrzehnten“, lobt Thomas Schild von der Geschäftsführung der Nordsternturm GmbH das Konzept.

Filmkunst auf fünf Etagen

Dunkel sind die attraktiven Ausstellungsräume, die industrielles Ambiente mit Hightech verbinden. Hier erklingen Stimmen, von irgendwo kommt leise Musik, Handwerker scheinen in einer anderen Ecke zu werkeln. Einige Videoarbeiten laufen mit Ton, vor anderen Bildschirmen hängen Kopfhörer, mit deren Hilfe die Betrachter eintauchen können in die jeweilige Filmwelt. Alle Besucher landen zunächst mit dem Aufzug in der 11. Etage. Von an an geht es bergab, per Treppe oder Aufzug.

Auf der Ebene 10 tanzen dem Besucher Frauen zackig entgegen, Funkenmariechen gleich in rote Uniformen gekleidet. Die Arbeit der beiden Künstlerinnen Anetta Mona Chisa und Lucia Tkácová aus Rumänien und der Slowakeit thematisiert die Rolle der Frau in einer männlich dominierten Kunstwelt.

Termine und Tickets

Das Videokunstzentrum Nordstern, Nordsternplatz 1, ist samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Im Eintrittspreis enthalten ist die Fahrt in den 18. Stock auf die Besucherterrasse. Die Kasse schließt eine halbe Stunde vor dem Ende der Öffnungszeit. Informationen über Führungen gibt es auf www.nordsternturm.de

Wer nur auf die Besucherterrasse möchte: Die ist montags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Zutritt: 2,50 Euro, 1,50 Euro für Rentner, 1 Euro Schüler und Studenten.

Auf der 9. Etage bieten sich dem Besucher auf 17 kleinen Monitoren, abgeschirmt in Plexiglasboxen, u.a. unterschiedliche Arbeiten zum Thema Musik. Ein Video zeigt John Giorno, eine der Schlüsselfiguren der New Yorker Beat Generation. Der Film der Videokunstlegende Nam June Paik zeigt mit „Beatles Electroniques“ einen Meilenstein der experimentellen Videokunst, einen Film, in dem sich Pop und Film-Avantgarde vereinen.

Weiteres Highlight: das Video aus dem Jahre 1974 von und mit Joseph Beuys als Schamane mit Kojoten und Filz.

Im Vergleich zum ersten Ausstellungszyklus sind die meisten Videos der neuen Präsentation kürzer, erschließen sich dem Besucher dadurch schneller. In lediglich 35 Sekunden erzählt das Video „Strike“ von Hito Steyerl eine witzige Mini-Geschichte. Wer sich alle Werke anschauen möchte, muss allerdings satte 17 Stunden investieren. Oder mehrmals wieder kommen.