Gelsenkirchen. Sechs alte Herren haben 1949 ihr Abitur am Grillo-Gymnasium bestanden. Am Freitag trafen sie sich die Pennäler von einst an ihrer alten Schule.

Als die Oberprima OIa und OIb im Jahr 1949 ihr Abitur am Grillo-Gymnasium baute, erblickte Oberstudiendirektor Manfred Gast gerade das Licht der Welt. Am Freitag begrüßte der Schulleiter die Oberprimaner vom damals zum „eisernen“ Klassentreffen. „Das erste in meiner Zeit als Schulleiter“, lacht Gast. Und wohl auch das letzte: Am 3. Juli verabschiedet sich der 65-Jährige in den Ruhestand.

Klassentreffen sind wie Vorstellungsgespräche – es sei denn, man ist über 80, lebenserfahren und -froh. „Ach Robert, schön dich zu sehen“, strecken sich fünf Hände Robert Langen entgegen. Er ist aus Köln angereist und hat das Klassentreffen organisiert. Von den ehemals 20 bzw. 15 Oberprimanern aus den beiden Klassen leben nur noch weniger als die Hälfte.

„Es riecht nach Schule, da werden Erinnerungen wach“

„Könnten Sie sich in die erste Reihe setzen“, dirigiert der Fotograf Eugen Stein und Dr. Alfred Schneider an einen Schülertisch. „Kein Problem, wir haben früher auch zusammen gesessen“, schmunzeln die beiden. Horst Graebe atmet in dem Klassenzimmer tief durch: „Es riecht nach Schule, da werden Erinnerungen wach.“ Nach einer Viertelstunde des Zusammenseins ist eigentlich alles so wie vor 65 Jahren.

Aus dem Archiv hat Schulleiter Gast die alten Abiturklausuren besorgt, fein säuberlich gebunden und mit Kommentaren zu den Klausuren, die so auch in der „Feuerzangebowle“ hätten fallen können. „XY hat die Aussage von Goethes Iphigenie nicht verstanden und drei Stellen missgedeutet“, steht dort. Ein Lachen fliegt über die Gesichter der alten Herren.

Besuch des MINT-Unterrichts, „da können wir Wissen auffrischen“

Die schriftlichen Prüfungen fanden in Deutsch, Englisch, Latein, Mathematik „und noch einigen anderen Fächern“ statt. Man war ein (reformiertes) Realgymnasium mit Englisch als erster und Latein als zweiter Fremdsprache. Und natürlich Griechisch. Eine Liste der damaligen Lehrer (nur Männer, fast alle promoviert) liefert neuen Gesprächsstoff. Es fallen Schlagworte wie Rückgrat, menschlich und fachlich ohne Tadel, viel gelernt.

65 Jahre sind seit dem Abitur vergangen – die Verbindung nach Gelsenkirchen und zum damaligen Jungengymnasium rissen nicht ab. „Das letzte Mal haben wir uns vor 15 Jahren getroffen“, erzählt Robert Langen. Damals gründete man den „Erfinderclub am Grillo-Gymnasium“. Heute unternehmen die „Eisernen“ „nur“ einen Rundgang durch ihre alte Schule und besuchen den Unterricht einer Klasse 5 in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). „Das ist genau richtig für uns, da können wir unsere Wissen auffrischen“, lacht Robert Langen.