Gelsenkirchen. Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Ückendorf informieren sich in Beratungsgesprächen. Berufsnachwuchs ist gesucht, aber er muss über gute Noten und soziale Kompetenzen verfügen. In Gelsenkirchen fehlen neue Großunternehmen, die Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen.
Wie geht es nach der Klasse 10, mit dem Zeugnis der Fachoberschulreife (hoffentlich) in der Tasche, weiter? Um Jugendlichen bei dieser Frage zur Seite zu stehen, organisierte die Gesamtschule Ückendorf eine Berufsinformationsbörse mit Berufen aus Handel, Handwerk, Banken, Produktion, Verwaltung und Dienstleistung. Mit im Boot waren Arbeitsagentur, Polizei, Westfälische Hochschule und Stadtverwaltung.
„Kitas brauchen Männer“ wirbt GeKita für den Erzieherberuf. „Ein sehr anspruchsvoller Beruf“, erläutern Gülsen Deveci und Raphael Bülow, „doch wer es schafft und später in einer der 60 städtischen Einrichtungen arbeitet, hat eine gute Absicherung.“ Doch um das Thema Absicherung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht es den meisten Neun- und Zehntklässlern (noch) nicht. Eine der häufigsten Fragen ist: Wann muss ich mich bewerben? „Viele sind überrascht, wenn sie hören, dass sie ihre Bewerbungen in der 9. Klasse losschicken müssen“, so Laura Tonk vom städtischen Referat Personal und Organisation.
Auffällig: Als Berater fungierten Auszubildende und junge Menschen, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. „Das nimmt den Schülern die Scheu“, sagt Gernot Müller, der bei der Bogestra ein duales Studium als Bürokaufmann absolviert und über die Fachkraft für den Fahrbetrieb, handwerkliche Fähigkeiten und ein kombiniertes Ingenieurstudium informiert. Wer die Ausbildung bzw. das Studium erfolgreich absolviert, habe „sehr hohe Chancen übernommen zu werden“.
Dienstkleidung sieht kein Kopftuch vor
Eine große Traube umlagert den Beratungsstand der Polizei. Yasmin Rouchdi würde gerne Polizistin werden, trägt aber Kopftuch. „Das geht nicht, es gehört nicht zur Dienstkleidung“, gibt Polizeihauptkommissar Karl Weißner vom Polizeipräsidium Gelsenkirchen Auskunft. Für Yasmin kein Problem: „Ich muss kein Kopftuch tragen.“
Handwerk hat goldenen Boden, aber für die Ausbildung werden gute Schulnoten und soziale Kompetenz. „Nicht der Mangel an Ausbildungsstellen, sondern an geeigneten Bewerbern, ist das Problem“, so Michael Beyer von der IKK. Ingo Scheich vom Arbeitgeberservice Gelsenkirchen sieht die andere Seite: „Es fehlt an Neuansiedlungen, die Ausbildungsstellen schaffen.“