Nicht ein Hauch von Diva am Kennedyplatz. Flache Schuhe, offenes Haar mit Mut zum ersten Grau. Die große Cheryl Studer ist da: sehr nahbar, fröhlich und in bestem Deutsch, um keine Antwort verlegen. „Klatsch-klatsch“ (sie imitiert eine Watsche), „das ist nicht mein Stil.“

Und doch ist sie mitten im Thema. Für ein sehr besonderes Projekt hat das Musiktheater, kräftig gestützt vom Sponsor Sparkasse, eine sehr besondere Sängerin zu Gast: Cheryl Studer, viele Jahre erste Sopran-Größe von Wiens Staatsoper bis zur New Yorker „Met“, gibt einen kleinen, feinen Meisterkurs. Nicht, weil seine Leute nicht gut wären, sondern weil „lebenslanges Lernen“ das Beste sei, was guten Sängern passieren könne, freut sich Intendant Michael Schulz über das Projekt. Zwei Ensemblemitglieder hat er ausgewählt, die Schulbank mit der weltberühmten Sängerin zu drücken.

Seit Dienstag früh brütet Cheryl Studer (58) mit Dorin Rahardja und Piotr Prochera über Arien und Liedern, Verdi, Händel, Mahler. Brütet? Ach, was! „Wir sind in der kurzen Zeit fast schon Freunde“, lacht Studer. Bleibt denn keinem die Stimme weg, wenn er ausgerechnet vor ihr... „Das sind doch erfahrene Sänger“, winkt sie freundlich ab, „die singen drauflos!“ Überhaupt sei sie sich gar nicht so sicher, ob sie für jeden noch ein Begriff sei. „Sie“, neigt sich die Amerikanerin mit Lehrstuhl in Würzburg freundlich zu Intendant und Presse, „sie kennen mich, aber junge Sänger nicht unbedingt. Und das ist auch ganz in Ordnung so!“

Sie arbeiten jedenfalls kräftig miteinander: Stimme, Stütze, Haltung, Botschaft. Mal mit Zuschauern, oft ohne. Ob das einen Unterschied mache? „Bestimmte Dinge würde ich vor Publikum nie kritisieren“, entgegnet Studer, ganz Diplomatin. Da sind wir wieder beim Klatsch-Klatsch. Ein Interview mit der Meister-Pädagogin folgt diese Woche im überregionalen Kulturteil.