Von Michael Muscheid Wie gut ist Schule? Wie gut werden Kinder und Jugendliche unterrichtet, gefördert, ja erzogen? Experten sind gerade auch die Eltern, die über Stärken und Schwächen im Unterricht, aber auch drumherum meist bestens Bescheid wissen.

Ihre Meinung aber so abzufragen, dass ein gesichertes und vor allem umfassendes Bild über eine Schule entsteht, ist nicht einfach. Ein Verfahren hat nun Einzug gehalten, das dies ermöglichen soll. „SEIS” heißt es, steht für „Selbstevaluation in Schulen” und ist nach Ansicht von Marlene Krause, Schulaufsichtsbeamtin für die Grundschulen, „ein gutes, wenn auch zeitaufwändiges Verfahren”. Zeitaufwändig in jeder Hinsicht: für die Eltern, die sich durch einen Bogen mit gut einem Dutzend Seiten kämpfen müssen, für die Lehrer, die die Aktion durch Konferenzen und Elternabend vorbereiten und die Ergebnisse hinterher diskutieren. Der Lohn: „Die Schule enthält einen internen Blick auf ihren Qualitätsstandard”, sagt Krause. Mehrere Schulen hätten von dem freiwilligen Angebot bereits Gebrauch gemacht, das Interesse steige. Schulen, die mit ins Boot wollen, werden von der Schulaufsicht begleitet. Aktuell läuft „SEIS” an der Pfefferackerschule in Buer. Ungeschminkt und anonym können auch hier die Eltern ihre Meinung sagen. 80 Aussagen finden sie in dem Bogen, anzukreuzen ist jeweils eines von fünf Kästchen: „Stimme völlig zu”, „Stimme eher zu”, „Stimme eher nicht zu”, „Stimme gar nicht zu” und „Weiß nicht”. Aussagen sind etwa die: „Ich schicke mein/e Sohn/Tochter gerne auf diese Schule”, „Ich bin mit der Qualität des Unterrichts, den mein Kind an dieser Schule erhält, zufrieden”, „Die Schule ist ein sehr einladender und freundlicher Ort” oder „Als Eltern fühlen wir uns an der Schule willkommen”. „Professionell und umfassend” sei der Fragebogen, lobt Barbara Hein, Leiterin der Pfefferackerschule. Besonders gut sei es, dass die Schule in Zusammenarbeit mit den Eltern auch zehn eigene Fragen aufnehmen konnte, die ihnen sehr wichtig seien. Etwa: „Die Leseförderung/Lesemotivation ist ausreichend”, „Ich bin mit der Qualität und Quantität des schulischen Sportunterrichts zufrieden” oder „Ich habe den Eindruck, dass alle Klassen einer Jahrgangsstufe vergleichbar gute Ergebnisse erzielen”. Wermutstropfen: Eltern hätten sich „Platz für Anmerkungen” gewünscht. 75 Prozent der 300 Eltern haben geantwortet, nun wird der Bogen von der Stiftung ausgewertet, sagt Hein. Vor Unmut der Eltern fürchtet sie sich nicht: „Schule muss damit leben, dass Eltern Kritik üben, das ist ihr gutes Recht.” Liegen die Ergebnisse auf dem Tisch, will sich das Kollegium einen ganzen Tag Zeit nehmen, um sie zu diskutieren, wenn nötig, auch Konsequenzen ziehen. Die Eltern, betont Hein, würden auch hier mit einbezogen, erhalten etwa die Ergebnisse Schwarz auf Weiß.