Gelsenkirchen. Am Sonntag feiert Rüdiger von Schoenfeldt seinen 65. Geburtstag. Wenige Wochen später, am 26. Mai, wird der amtierende Polizeipräsident in den Ruhestand verabschiedet. 16 Jahre hat er seinen Posten mit Umsicht ausgefüllt und sich in die Stadtgesellschaft eingefügt. So sehr, dass im Interview verriet: „Ich bin Gelsenkirchener und werde es auch im Ruhestand bleiben.“

Die Karnevalsorden in seinem Büro sind kein Ausdruck närrischer Vorfreude auf einen baldigen Ruhestand. Aber sie stehen symbolisch für eine wichtige Seite des Menschen Rüdiger von Schoenfeldt. Seit er in Gelsenkirchen Polizeipräsident ist, und das waren jetzt am 1. Februar immerhin volle 16 Jahre, hat er sich nie ausschließlich über seine Arbeit, über seine herausgehobene Position definiert.

Der Wahl-Bueraner, der am Sonntag seinen 65. Geburtstag feiert und am 26. Mai 2014 aus dem Amt scheiden wird, nimmt einen Platz in der Stadtgesellschaft ein, der über seine bloße berufliche Bedeutung hinaus geht. Und weil das so ist, öffnet von Schoenfeldt in jeder Session dem amtierenden Prinzenpaar seine Türen für einen herzlichen Empfang im Polizeipräsidium in Buer.

Keine waghalsigen Freizeitpläne

Es ist ein entspannter und (wie immer) korrekter, freundlicher Eindruck, den der Polizeipräsident in diesen Tagen vermittelt. 65 Jahre wird er – da sind viele längst schon im Ruhestand und beschäftigen sich vornehmlich damit, waghalsige Pläne für die neu gewonnene Freizeit aufzustellen. Rüdiger von Schoenfeldt macht lieber beides: sich bis zum letzten Tag mit der Arbeit zu beschäftigten, die ihm so am Herzen liegt, und zu wissen, was danach kommt – nach dem Tag X.

„Ich bin Gelsenkirchener und werde es auch im Ruhestand bleiben“, sagt er. Ein Umzug? Keine Rede davon. „Unsere Söhne wohnen mit ihren Familien in Recklinghausen und Düsseldorf. Da sind wir in Buer genau richtig platziert.“ Außerdem bekenne er sich zur Stadt und zum Ruhrgebiet. „Ich schätze die Menschen und ihre direkte Art sehr. Sie tragen dazu bei, dass wir uns hier sehr wohl fühlen.“

Familie und Freunde sind großes Gewicht im Leben

Gleiches gilt auch für Familie und Freunde, die ein sehr großes Gewicht im Leben des Ehepaars von Schoenfeldt besitzen. Seine Frau ginge sogar zeitgleich mit ihm in den Ruhestand, verrät Rüdiger von Schoenfeldt. Ein Umstand, den er als großes Plus wertet. „Wir haben fünf Enkelkinder, mit denen wir uns gerne beschäftigen.“ Das älteste, erzählt er, habe im Sommer in der Schule mit Französisch begonnen. „Ich habe mir das Buch gekauft und lerne die Sprache neu mit, die ich früher auch mal hatte.“ Und so könne er helfen, falls nötig.

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Joggen, Walken, Radfahren – Ausdauersportarten eben – sind seine Hobbys, um fit zu bleiben. Mit dem Motorrad war der Jurist früher auch unterwegs, hat das aber aus Zeitgründen wieder gestrichen. Denn seine wirklich freie Zeit, die ist knapp bemessen. Rüdiger von Schoenfeldt lebt in Gelsenkirchen, im wahren Sinne des Wortes – und arbeitet nicht nur hier. „Das hilft sehr, Stadt und Menschen zu verstehen.“ Entsprechend engagiert er sich, etwa als Vorsitzender des Fördervereins „Städtepartnerschaft Gelsenkirchen-Büyükçekmece“. Zudem sitzt er im Verwaltungsrat von St. Georg, ist Mitglied des Kuratoriums der Bürgerstiftung, ist 2. Vorsitzender des Fördervereins für Stadt- und Verwaltungsgeschichte und ist Mitglied des Rotary-Clubs Buer.

Trennung von Amt und Person

Aufgeben möchte er davon nichts, sagt Rüdiger von Schoenfeldt. Er vertritt aber auch die nicht immer selbstverständliche Auffassung, dass viele Kontakte nach seinem Ausscheiden wegbrechen werden. Der Polizeipräsident weiß die Amtsperson von der Privatperson zu trennen. „Deshalb freue ich mich einfach auf mehr selbstbestimmte Zeit.“

Der Polizeipräsident im Interview 

Herr von Schoenfeldt, wenn Sie auf Ihre Zeit als Polizeipräsident blicken, was hat sich da am meisten verändert?

Rüdiger von Schoenfeldt: Allgemein betrachtet stelle ich seit fünf Jahren eine zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte fest und eine wachsende Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten in unserer Gesellschaft.

Sie sprechen damit nicht nur Polizisten an.

Schoenfeldt: Ich spreche auch über Richter, Lehrer oder Rettungsdienste. Wie weit ist es gekommen, wenn Polizei etwa den Einsatz der Feuerwehr beim Löschen schützen muss?

Was für Gründe gibt es dafür?

Schoenfeldt: Autoritäten verlieren aufgrund ihres Handelns die Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit. Da wäre etwa der Fall Wulf oder die Steueraffären. Aber auch die Medien stürzen sich zum Teil auf bestimmte Nachrichten und überziehen meiner Meinung nach die Berichterstattung.

Das erklärt einzelne Ereignisse, aber keine Entwicklung.

Schoenfeldt: Es geht an dieser Stelle auch um häusliche Einflüsse. Vielen Kindern wird das heutzutage vielleicht nicht mehr so beigebracht. Dazu kommt die Wirkung der sozialen Medien als starker Katalysator.

Hätten Sie einen Lösungsansatz für das Problem?

Schoenfeldt: Vielleicht über eine Medienkampagne, die alle Schichten erreicht. Auf jeden Fall aber dürfen wir nicht resignieren und müssen die guten Ansätze unterstützen, so klein sie sein mögen.

Wenn Sie auf ihr persönliches Wirken in Gelsenkirchen schauen, welche Veränderung fällt Ihnen da ein?

Schoenfeldt: Ich bin einigermaßen stolz auf die Einführung des Präventionsrates, dessen Verästelung bis in die Stadtteile reicht und eine große Bedeutung gewonnen hat. Außerdem habe ich das Behördenleitertreffen wieder ins Leben gerufen und die Leitung übernommen.

Was passiert da?

Schoenfeldt: Wir treffen uns zweimal im Jahr in dieser Runde und besprechen gesamtstädtische Situationen und Probleme.

Wer ist da einbezogen?

Schoenfeldt: Beispielsweise die Stadtverwaltung, Kirchen, Handel und die Gerichte. Dieses Treffen würde ich gerne an meinen Nachfolger übergeben, damit er es weiterführt.

Wissen Sie schon, wer das ist?

Schoenfeldt: Nein. Anfang April wird das vielleicht entschieden. Das Vorschlagsrecht hat der Innenminister von Nordrhein-Westfalen.