Gelsenkirchen. . Bis auf den letzten Platz war der Saal im Bildungszentrum an der Ebertstraße besetzt. Vier Grundschulen waren mit ihren Schülern und Lehrern hergekommen, um bei der Vorstellung und Übergabe von „Das erste Buch“ dabei zu sein. Gemalt und geschrieben haben es Gelsenkirchener Schüler.
Ja, Oberbürgermeister sei er auch, um so schöne Termine wie diesen mit den Viertklässlern aus Gelsenkirchener Grundschulen wahrzunehmen, gab OB Baranowski den Kindern zur Antwort. Das war aber schon bei der Fragerunde, die sich am Freitag anschloss an die Übergabe des ersten Buches von Gelsenkirchener Schülern für Gelsenkirchener Schüler.
„Das erste Buch“ hat im Fall Gelsenkirchen doppelte Bedeutung. Denn zum ersten Mal schloss sich die Stadt der Idee an, die 2002 in Bremen geboren wurde. Nämlich, dass die „Großen“, die als Grundschüler bald in die weiterführende Schule wechseln, Geschichten für die „Kleinen“ schreiben, die gerade erst in der Schule starten. Ihnen also „Das erste Buch“ an die Hand geben mit 26 Geschichten nach dem ABC.
Sponsoren finanzieren die Herstellung und Druck der Bücher
Die Idee ist in Gelsenkirchen auf Begeisterung gestoßen. Zwölf Grundschulen haben sich beteiligt mit 477 Drittklässlern und insgesamt 1056 Bildern und Geschichten. Weil aber nicht alle Platz finden konnten in dem Buch mit dem blauen Einband (wegen Schalke, warum denn sonst. . .) musste eine Jury eine Auswahl treffen.
Stellvertretend für alle Beteiligten waren am Freitag die damaligen Drittklässler, inzwischen aber Viertklässler von vier Grundschulen (Friedrich-Grillo-, Nordstern-, Pfefferacker- und Glück-Auf-Schule) ins Bildungszentrum eingeladen zur Buchvorstellung und Übergabe. Die erste Geschichte las ihnen der OB selber vor, nämlich „C wie Currywurst“ von Serafino von der Josefschule.
Bücher werden kostenlos an die Grundschüler verteilt
Zuvor hatte er den Kindern erzählt, wie es überhaupt zu dem Buchprojekt in Gelsenkirchen gekommen ist. Mit der Idee habe eines Tages Sabine Krischak in seiner Bürgersprechstunde auf der Matte gestanden. Und weil Frank Baranowski selber gerne liest, ließ er sich davon begeistern. Als arme Stadt hat Gelsenkirchen natürlich kein Geld für solche Projekte, Sponsoren waren aber schnell gefunden. Sie gaben Geld für das Buch, das in einer Auflage von 2600 gedruckt wurde und nun kostenlos an die Erstklässler verteilt wird. Auch die
Viertklässler erhielten am Freitag ein Exemplar. In der Stadtbibliothek wird man es demnächst ausleihen können.
Schließlich durften die Kinder den OB noch mit Fragen löchern. Wie alt er denn sei („51“ – „Boah!“) und ob er denn immer schon Bürgermeister werden wollte (nein, zuerst Schlagzeuger), fragten sie. Und auch ob er denn in seiner Freizeit erkannt werde. Ja, beispielsweise letzten Sommer in kurzen Hosen beim Brötchen holen – der Bürger habe das nicht schön gefunden. . . .
„Das erste Buch“ soll Kindern Lust aufs Lesen machen
Lust auf Bücher und das Lesen will der Verein „Das Erste Buch“ den Kindern machen, ihre Kreativität wecken und ihr Selbstbewusstsein stärken. Bülent Uzuner ist Vorsitzender des ehrenamtlich arbeitenden Vereins und war 2002 einer der Mitgründer der Initiative in Bremen. Man habe da „eine Idee losgetreten“, sagt Uzuner, die sich verbreitet habe über Bremen und den Norden hinaus bis nach NRW, wo Gelsenkirchen nach Gütersloh und Essen inzwischen die dritte Stadt ist.
Mit seinen Partnern war er am Freitag zu Gast im Ruhrgebiet, um den Gelsenkirchener und Essener Kindern ihre Bücher zu überreichen. 2600 wurden für Gelsenkirchen gedruckt, 26 000 sind es in diesem Jahr für die gesamte Bundesrepublik und über 250 000 waren es in den vergangenen zwölf Jahren insgesamt. Die Bücher werden mit der Hilfe von Sponsoren finanziert, die in den einzelnen Kommunen gesucht werden. Die Grundschüler erhalten die Bücher kostenlos.