Als Leiter der Mordkommission hat Johannes Schäfers viel erlebt. Als sehr intensiv bezeichnet er die Phase, wenn es gelte, eine heiße Spur zu verfolgen. Da stand auch mal die Familie zurück. „Ich kann mich nur bei meiner Frau bedanken. Sie hat das logistisch komplett und meisterhaft betreut“, weiß Schäfers um den Rückhalt. Vielleicht ist seine Bilanz als MK-Leiter deshalb so gut. In all den Jahren, sagt er, habe es nur einen Fall gegeben, der bis heute unaufgeklärt blieb: der Tod von „Opa Gregor“ – trotz eines Besuches bei „Aktenzeichen XY ungelöst“.

Es war am 22. Januar 1992, da starb der 79-jährige Rentner Artur Gregor in seiner Wohnung in Bismarck an der Rückertstraße 3. Als einer der ersten Kripobeamten war Schäfers am Tatort in der 1. Etage des Hauses. Mit einem Telefonkabel gefesselt und einem Küchentuch geknebelt fand er Gregor, der qualvoll erstickt war. Die Schwägerin hatte ihn gefunden. „Und die Wohnung war total zerwühlt“, erinnert sich Schäfers an ein echtes Chaos.

Das Tatmotiv? „Kurz vor seinem Tod hatte Gregor über 13 000 D-Mark abgehoben.“ Das Geld sei verschwunden. „Einbruchsspuren gab es nicht“, so der 1. Polizeihauptkommissar. Dies könnte dafür sprechen, dass der Rentner, dessen Frau kurz zuvor gestorben war, die Täter möglicherweise kannte oder sie in die Wohnung ließ. Intensiv ermittelte die Mordkommission im Umfeld, in dem der eine und andere von der großen Summe wusste, die Gregor aufbewahrte. Eine Nachbarin sagte aus, am Tattag eine Männerstimme gehört zu haben und wie jemand unerkannt das Haus verließ. Erst im Jahr 1999, als die DNA-Technik die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei erweiterte, ergaben neue Laborergebnisse, dass es sich mit aller Wahrscheinlichkeit bei den Tätern um ein Pärchen handelte.

„Vielleicht war sein Tod gar nicht beabsichtigt“, deutet Schäfers eine Tragödie an. Denn es habe zwei Anrufe bei Taxiunternehmen gegeben, die am Tatabend um 19 Uhr zur Rückertstraße 3 beordert wurden. Die Fahrer klingelten, ohne dass ihnen geöffnet wurde – und fuhren wieder. Johannes Schäfers: „Vielleicht wollten die Täter ja, dass der Gefesselte gefunden wird.“