Gelsenkirchen. Luise Bories feiert ihren 100. Geburtstag mit der ganzen Familie. Erst vor drei Jahren ist die Gelsenkirchenerin aus ihrer Wohnung in ein Seniorenheim umgezogen und bewältigt heute ihr Leben noch weitgehend selbstständig. Ein Vorbild zum Älterwerden.
Wenn Alter so aussieht – wer möchte da nicht 100 werden. Wie Luise Bories, die ihren 100. Geburtstag feiert. Mit ihren frisch ondulierten Haaren sitzt sie kerzengerade in ihrem Sessel, vor sich auf dem Wohnzimmertisch die WAZ, die sie seit Jahrzehnten abonniert hat und auch heute noch jeden Tag von vorne bis hinten liest. Luise Bories freut sich auf ihren Geburtstag – klarer Fall.
Der wird mit einem Brunch in dem Café unten im Seniorenheim Schonnebecker Straße gefeiert, in dem die alte Dame seit drei Jahren lebt. Hierher ist sie gezogen, als ihre Kinder nach zwei Stürzen, Knochenbruch und Operation befanden: Das muss sein! Sie musste überzeugt werden von diesem Umzug aus der Wohnung in Rotthausen, in der sie mehr als ihr halbes Leben verbracht hat.
Sie ist in Rotthausen geblieben, natürlich, wo sie vier Jahrzehnte lang Bezirksfrau war und für die Diakonie gesammelt hat, wo ihre Frauenhilfe und die Altenstube um die Ecke sind, so wie die Kirche und der Friedhof, auf dem Karl begraben liegt, der Mann, mit dem sie das Leben seit 1947 geteilt hat.
Wandern war ihre große Leidenschaft
Aber sie ist inzwischen hier angekommen, in diesem Haus an der Schonnebecker Straße, gehört sogar dem Heimbeirat an mit ihren fast 100 Jahren. „Sie mögen mich alle hier. Und ich kann nur Gutes sprechen über das Heim“, verrät Luise Bories, zufrieden mit ihrem Leben und ihrem weitgehend selbstständigen Alltag.
Und sie ist auch heute immer noch viel im Quartier unterwegs. War es die Bewegung, die sie so fit an Körper und Geist gehalten hat? Das Wandern jedenfalls war zeitlebens ihre große Leidenschaft, im Urlaub mit ihrem Mann, alleine in Lofer in Österreich nach seinem Tod. Noch mit über 90 Jahren reiste sie ein letztes Mal mit Sohn und Schwiegertochter dorthin.
Erst mit 89 den Garten aufgegeben
Und schließlich gab es auch den Schrebergarten im Wiehagen, den sie Jahrzehnte lang bewirtschaftet hat. Obst und Gemüse reichten aus, um Ehemann Karl, der als Bergmann unter Tage geschuftet hat, und die zwei Söhne satt zu kriegen.
Erst als sie 89 Jahre alt war, hat Luise Bories ihren Garten aufgegeben. Es war kein leichtes Leben mit den zwei Weltkriegen, auch wenn sie nur den zweiten ganz bewusst erlebt hat. Eingezogen zum Arbeitsdienst, waren die fünf Jahre im Krieg die einzigen ihres Lebens, die sie nicht in ihrer Heimat Gelsenkirchen verbracht hat.
Umgeben von ihrer gewachsenen Familie, zu der jetzt auch schon vier Enkel und immerhin sechs Urenkel gehören, wird Luise Bories ihren 100. Geburtstag so richtig genießen.