Gelsenkirchen.. Der private Rettungsdienstleister Falck weist Lohndumping-Vorwürfe von sich. Der dänische Konzern sieht sich Angriffen von früheren Monopolisten ausgesetzt, „denen wir was wegnehmen“. Wie Falck argumentiert, lesen Sie hier.
Der private Rettungsdienstleister Falck hat auf die Vorwürfe reagiert, in seinen Verträgen u. a. überlange Arbeitszeiten, eine Bezahlung unter Tarifniveau, weniger Urlaub und eine Genehmigungspflicht für ehrenamtliche Tätigkeiten festzuschreiben. Der Vorwurf, Falck umgehe branchentypische Tarifbindungen, wollte Geschäftsführer Dr. Klaus Runggaldier nicht stehen lassen: „Wir zahlen marktübliche Löhne, eine Tarifbindung ist ohnehin nicht zwingend und zudem kann man auch ohne sie Zufriedenheit bei den Mitarbeitern generieren.“
Runggaldier bestätigte das (Einstiegs-)Grundgehalt von 1700 € für Rettungssanitäter und 1900 € (R-Assistent), eine 48-Stunden-Woche sowie fehlende Wechseldienstzulagen und betriebliche Altersvorsorge. Besondere Leistungen, etwa die Leitung einer Rettungswache, würden mit Zulagen bedacht. Gleiches gelte für den Sonn- und Feiertags- oder Nachtdienst. Runggaldier weiter: „Entgegen der Darstellung des Mitarbeiters aber, sind ebenso Weihnachts- und Urlaubsgeld vertraglich festgeschrieben.“
Verdi will seit 2010 Gespräche führen
Von den Lohndumping-Vorwürfen lässt sich Runggaldier nicht beeindrucken. „Die Zufriedenheit in den Kommunen und seitens der Leistungsausschreiber ist sehr groß“, betont Runggaldier. Das gelte auch für Gelsenkirchen. Für ihre Ausschreibung (die Details wurden öffentlich nicht bekannt) mit einer „klar definierten, sehr hohen Qualität“ im Rettungsdienst lobt er die Stadt. Durch ihre gezielten Forderungen habe sie ein „hoch qualifiziertes Rettungssystem“ bekommen. Für das Unternehmen Falck spreche auch, dass es sich in Gelsenkirchen vor Bewerbungen von Rettungsassistenten bzw. -sanitätern „nicht hätte retten können“. Die durchschnittliche Unternehmenszugehörigkeit betrage 15 Jahre. Runggaldier: „Wer arbeitet schon 15 Jahre in einem Sauladen?“ Aktuell verzeichne Falck bundesweit 350 Bewerbungen von Rettungsassistenten/-sanitätern.
Gleichwohl: Mit der Gewerkschaft Verdi liegt der Konzern über Kreuz. „Seit 2010 haben wir versucht, Gespräche mit dem Bundesverband zu führen“, erinnert sich Runggaldier. Immer sei man gescheitert, weil Verdi ungläubig gefragt habe, warum sich ein Arbeitgeber mit einer Gewerkschaft ins Benehmen setze.
Falck-Vertreter gehen von Gehaltserhöhungen aus
Wenn also alles so positiv ist, warum steht Falck immer wieder in der Kritik? Runggaldier führt das auf den hart umkämpften Markt des Rettungsdienstes zurück, der von den Krankenkassen finanziert wird: „Wir nehmen anderen was weg.“ Ohne Namen zu nennen, verweist er auf De-facto-Monopolisten, die über Jahrzehnte personell mit den Rathäusern und der Politik verbandelt gewesen seien.
Letztlich seien die Hilfsverbände nicht die besseren Arbeitgeber. „Wie viele Hilfsorganisationen zahlen denn noch nach Tarif?“, fragt Runggaldier. In einer so genannten „Nebenabrede“ müssten sich Rettungsassistenten beispielsweise verpflichten, außerhalb ihres Standorts acht bis zehn Stunden rettungsdienstlich zu arbeiten. „Wer bei uns 48 Stunden arbeitet, wird auch für 48 Stunden entlohnt“, betont Lukas Schmitt. Nur 40 Prozent der Mitarbeiter des Monopolisten bekämen trotz Tarifvertrag das vertraglich zugesicherte Gehalt.
Für die Zukunft gehen die Falck-Vertreter von Gehaltserhöhungen im Rettungsdienst in den nächsten Jahren aus, da die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern steige.