Gelsenkirchen. . Die WAZ Redaktion Gelsenkirchen blickt zurück auf ein ereignisreiches Jahr. Ereignisse wie die brutale Messerattacke an der Westfälischen Hochschule sind in Erinnerung geblieben, ein Feuerteufel, der aus Frust und wegen verschmähter Liebe Häuser in Brand steckte oder auch Prostituierte, die mit Zaunlatten aufeinander einprügelten. Lesen Sie hier mehr.

Tatort Hochschule

Lebensgefährlich verletzt durch Stiche in den Oberkörper wurde ein Student aus Oberhausen auf dem Parkplatz der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Ein 32-jähriger Mann aus Bottrop hatte den 22-Jährigen aus „Geldnot“ an der Neidenburger Straße in Gelsenkirchen-Buer mit einem Messer niedergestochen. Vier Tage nach der Attacke Anfang Januar nahm die Polizei den Täter fest, er war bei der Vernehmung geständig.

Ins Netz gegangen war der Mann den Fahndern, weil er zwei Tage nach dem Angriff in Gelsenkirchen in Marl eine Zeitungsbotin mit Reizgas und Elektroschocker überfallen hatte. Die Frau wehrte sich jedoch so vehement, dass der Täter ohne Beute floh. Kurze Zeit später konnte die Polizei den Mann in der Nähe des Tatortes dingfest machen. Urteil: achteinhalb Jahre Haft wegen versuchten Mordes.

Pädophilie Ein Geschäftsmann orderte Kinder aus Gelsenkirchen für Sex. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Ein Kölner Geschäftsmann hatte über das Internet Kontakt zu einem Gelsenkirchener bekommen, der sich als Strichjunge anbot. Es kam zu einem sexuellen Kontakt mit dem 22-Jährigen. Danach fragte der Kölner, ob der Gelsenkirchener ihm nicht deutlich jüngere Sex-Partner vermitteln könne. Für den 22-Jährigen stellte das kein Problem dar. Er fand zwölf bis fünfzehn Jahre alte Jungen aus der Nachbarschaft, deren Vorbild er war. 20 bis 30 Euro bekamen sie, wenn sie mit dem Kölner in dessen Wohnung oder auf einer Abraumhalde in Bismarck sexuell verkehrten. Der 22- Jährige erhielt für die Vermittlung bis zu 125 Euro Provision pro Kind. Für sechs derartige Fälle verurteilte das Gericht den Kölner zu vier Jahren Haft wegen sexuellen Missbrauchs. Der Gelsenkirchener Zuhälter bekam einen eigenen Prozess und wurde im Juli zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Der Fall des Kölners wird aber nun neu verhandelt, dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe war das Urteil zu niedrig, es hatte das Urteil aufgehoben.

Dolose Handlungen Bei Gelsendienste kassierten Mitarbeiter „Trinkgeld“. Foto: Martin Möller

Das Management von Gelsendienste hatte zwölf Mitarbeitern fristlos gekündigt, nachdem der städtische Entsorger ein System der Selbstbedienung und Unterschlagung entdeckt hatte. Die Mitarbeiter wollen nur Trinkgeld kassiert haben, klagten und bekamen teilweise Recht. Der Arbeitgeber konnte keinen Fall nachweisen, bei dem die vermeintlichen Betrüger auf frischer Tat ertappt worden waren. Die Gerichte gehen zwar von einem Betrugssystem aus, hielten aber den Tatverdacht als Kündigungsgrund für nicht gerechtfertigt. Einige Ex-Mitarbeiter einigten sich im Vergleich, andere muss die Stadt weiter bezahlen. Noch sind nicht alle Verfahren abgeschlossen.

Prügelei Prostituierte lieferten sich eine wüste Keilerei. Foto: Joachim Kleine-Büning

Mit Zaunlatten schlugen im Oktober vier Prostituierte (21-30 Jahre) am Parkplatz an der Münsterstraße aufeinander ein, attackierten sich gegenseitig mit Pfefferspray. Hinter dem Streit steckte offenbar eine Erpressergeschichte. Ein 35 Jahre alter Duisburger soll von zwei der Prostituierten Geld verlangt haben. Weil sie sich geweigert hätten, habe der Mann sie getreten und geschlagen. Das habe sie derart eingeschüchtert, dass sie ihm ihr Geld ausgehändigt hätten - so ihre spätere Aussage. Die Polizei wurde allerdings nicht eingeschaltet. Tags darauf wollte der 35-Jährige erneut Geld erpressen, diesmal von zwei anderen Frauen. Weil die kein Geld dabei hatten, zog der Mann ohne Beute ab. Die zwei Prostituierten verständigten nun aber die Polizei. Weil gegen den Mann ein Haftbefehl vorlag, kam er hinter Gitter. Damit waren die anderen beiden Liebesdienerinnen aber ganz und gar nicht einverstanden, reagierten sauer und gingen auf die „Verräterinnen“ los.

Feuerteufel Ein Feuerteufel hielt die Feuerwehr in Atem. Foto: Thorsten Lindekamp

Ein 33-jähriger Mann aus Gelsenkirchen verbreitete lange Zeit Angst und Schrecken. Er legte immer wieder Brände in Wohnhäusern. Zur schlimmsten Tat gehört das Feuer, das er im Januar in der Gelsenkirchener Luitpoldstraße in einem Mehrfamilienhaus legte. Dort lebte eine Frau, die ihn abgewiesen hatte. Über längere Zeit hatte er sie massiv bedrängt, ihr sogar gedroht. Was er mit dem Feuer erreichen wollte, gab er im Prozess unumwunden zu: „Ich wollte sie abfackeln.“ 13 Parteien wohnten in dem Haus. Nur mit viel Glück konnten sie gerettet werden. In Wilhelmshaven hatte der Mann im Dezember ebenfalls ein Feuer in einem Haus mit 18 Parteien gelegt. Motiv dieses mal: Frust. Verletzt wurde dort zum Glück niemand. Urteil: zwölf Jahre Haft und anschließende Sicherungsverwahrung wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung.

Raserin Die Polizei „blitze“ eine Frau mit 136 km/h. Foto: Lars Heidrich

Am schnellsten ist mit 136 km/h eine Gelsenkirchenerin in der Stadt unterwegs gewesen. Die Polizei ertappte sie Ende Dezember 2013 im Auto ihres Vaters in Höhe der Eckhofstraße. Erlaubt waren an der Stelle auf der Kurt-Schumacher-Straße allerdings lediglich 70 km/h. Die Gelsenkirchenerin muss nun damit rechnen, zwei Monate kein Auto mehr fahren zu dürfen. Gegen sie wurde Anzeige erstattet, außerdem bekommt sie vier Punkte in Flensburg. Dazu kommt ein stattliches Bußgeld in Höhe von 440 Euro.

Kündigungen Außenansicht der Firma Tectum. Foto: Martin Möller

Eine chaotische Personalpolitik betrieb das Management des Kommunikationsdienstleiters Tectum. Das Call-Center trennte sich im Zuge der Insolvenz willkürlich von 90 Mitarbeitern. Eine Sozialauswahl fand überhaupt nicht statt. Tectum verlor einen Rechtsstreit nach dem anderen, erschwerte den Klägern, die Recht bekommen hatten, den Zugang zum Unternehmen. Im Dezember stellte das Unternehmen zunächst einen weiteren Insolvenzantrag, zog ihn aber wieder zurück. Gerichte werden sich noch lange mit den Praktiken des Unternehmens in Gelsenkirchen-Ückendorf befassen müssen.

Versetzungen Bergmänner bei einer Pause. Foto: Jakob Studnar

23 RAG-Mitarbeiter klagten vor dem Gelsenkirchener Arbeitsgericht gegen ihre „Versetzung“ in das Mitarbeiter-Entwicklungscenter (MEC). Es geht um den Tarifvertrag, den die Gewerkschaft IGBC mit dem Unternehmen ausgehandelt hat. Hintergrund ist die Gestaltung sozialverträglicher Maßnahmen nach Beendigung des Steinkohlebergbaus. Die verschiedenen Kammern gaben in ihren Entscheidungen im vergangenen Jahr mal den Klägern, mal dem Arbeitgeber Recht. Vermutlich wird der Rechtsstreit noch weitere Gerichte in den nächsten Instanzen beschäftigen.