Am Ende war das Publikum restlos begeistert und „erklatschte“ sich eine 16-minütige Zugabe. Das große Haus im Musiktheater im Revier war restlos ausverkauft beim Neujahrskonzert der Neuen Philharmonie Westfalen am Mittwoch. „Geschichten aus dem Wienerwald“ standen auf dem Programm.

Neujahr und Melodien der Komponisten-Dynastie Strauss - das gehört zusammen, ob in Wien oder Gelsenkirchen. Ausverkauftes großes Haus auch in diesem Jahr zum Neujahrskonzert der Neuen Philharmonie Westfalen im Musiktheater. Gut gelaunt und festlich gekleidet lassen die Menschen den ersten Tag im Jahr beschwingt bei Walzermelodien ausklingen.

Ein Programmheft gibt es nicht, aber wer braucht schon Papier, wenn ein eloquenter Moderator wie Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster durch die „Geschichten aus dem Wienerwald“ führt. Den Anfang macht der „Krönungswalzer“ von Johann Strauss Enkel, zu Ehren des englischen Königs Edward VII. komponiert.

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Und wirklich, in die ersten zwei Minuten von op. 40 scheint sich ein bisschen „Rule Britannia“ eingeschlichen zu haben, bevor sich das Stück im besten 3/4 Takt zur Wiener Tanzmelodie entwickelt. Lieblich wiegen sich die Streicher, die Triangel kling hell im Takt und GMD Förster malt schwungvoll Bögen in die Luft. Finaler Tusch, Applaus, Begeisterung. Auch bei Försters siebtem Neujahrsprogramm besticht die abwechslungsreiche Auswahl aus dem schier unerschöpflichen Reservoir der Strauss-Komponisten.

„Ahhh“ – alle machen mit beim „Seufzer-Galopp“

So mitreißend sind Galopp „Weit weg“, schnelle Polka „Luftig und duftig“ und der Walzer „Fusionen“ von Eduard Strauss, dass Förster zu Recht fragt, „warum dieser als der unbegabteste der drei Söhne des großen Johann I gilt“. Vom Begründer der Dynastie gibt es den „Seufzer-Galopp“ und das Publikum darf gemeinsam mit den Musikern in der komponierten Pause kräftig „Ahhh“ stöhnen.

Vor der Pause dann das titelgebende Stück von Johann Strauss Sohn. „Eine Brücke zur Volksmusik in sinfonischem Gewand“ nennt es Förster. Tatsächlich, so mancher Ton des Fagotts erinnert an ein Alphorn. In Introduktion und Coda lässt Solist Wolfgang Hubert seine Zither erklingen und der Konzertsaal verwandelt sich in eine Almhütte – Orchester trifft Hausmusik.

In die Zugabe gehört auch der Radetzky-Marsch

Der zweite Teil des Abends steht ebenfalls im Zeichen des „Walzerkönigs“. Doch bevor die bekannten Melodien erklingen, präsentiert der GMD seinem Publikum die Ouvertüre aus „Indigo und die 40 Räuber“, gänzlich ohne Walzertakt. Es klingt nach Avantgarde, nach großer Filmmusik der Neuzeit, stellenweise herrlich mysteriös. Breite Streicherteppiche, eingebaute Solostellen, mal fürs Horn, mal für die Holzbläser. Alle vier Schlagwerker kommen gemeinsam zum Zug, Trommel jagt Xylophon – großes Kino.

Später kommt was kommen muss, erst eine Polka, dann die Quadrille und schließlich der „Mega-Hit“, die Ouvertüre der bekannten Operette. Das Publikum ist nun restlos begeistert und erklatscht 16 Minuten Zugabe – da darf dann der Strauss-Klassiker Radetzky-Marsch nicht fehlen.