Gelsenkirchen. Viele Menschen sind alleinstehend. Gut, dass es noch Orte gibt, wo diese Menschen Platz finden – auch an Heiligabend. Jahr für Jahr findet im Saal des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) in der Neustadt eine Weihnachtsfeier für Alleinstehende statt.

Viele Menschen sind alleinstehend. Gut, dass es noch Orte gibt, wo diese Menschen Platz finden – auch an Heiligabend. Jahr für Jahr findet im Saal des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) in der Neustadt eine Weihnachtsfeier für Alleinstehende statt. Sieben Stunden lang bereiten Freiwillige den Gästen ein Fest. Und verzichten dafür auf ein gemeinsames Weihnachtsfest mit ihren Liebsten.

16.30 Uhr. Während sich andere Familien auf den Weg zur Kirche machen sind Lore und Dieter Krause bereits im Saal an der Bokmühlstraße. Seit 49 Jahren beginnt das Weihnachtsfest für sie mit dem Abend bei den Alleinstehenden. „Bis mittags haben wir zu Hause alles erledigt und alle Bekannten wissen, dass wir Heilig Abend dort nicht erreichbar sind“, sagt Dieter Krause. Bescherung gibt es bei dem Ehepaar nicht mehr und als die Tochter noch klein war, war es selbstverständlich, dass es die Geschenke erst nach der Feier für die Alleinstehenden gab. Die beiden gehören zur Bewegung „action 365“, die gemeinsam mit dem CVJM die Feier ausrichtet.

Eine Umarmung als Dank

Seit etwa fünf Jahren sind auch Marlies und Ernst Kastner dabei. Sie vermissen den Heiligen Abend zu Hause nicht. „Ich verpasse nichts und mache das hier gerne. Anders sähe es aus, wenn die Gäste sagen würden, „es hätte ihnen nicht gefallen“, sagt Ernst Kastner. Dank dafür äußern die Alleinstehenden unterschiedlich: Die einen umarmen die Helfer, andere sagen schlichtweg nur „Danke“.

Die Helfer bereiten Essen und Getränke vor und haben ein offenes Ohr für alle Anliegen. „Wir fragen nicht, woher die Menschen kommen oder welche Geschichte sie haben. Hier ist jeder willkommen“, sagt Dieter Krause. An jedem Tisch sitzt am Heiligen Abend ein Helfer und hört sich die Geschichten der Menschen an – egal ob Leid oder Freude. Die Helfer erzählen nichts von sich. Sie haben einfach Gehör für die Alleinstehenden, die aus unterschiedlichen Gründen ins Haus des CVJM gekommen sind. Die einen sind obdachlos, die anderen haben einen Ehepartner verloren und wieder andere haben einfach niemanden, mit dem sie feiern können oder wollen niemanden zur Last fallen. Doch egal, wie unterschiedlich die Menschen sind, Streit oder Ärger gibt es nie. „Einmal“, so erzählt Dieter Krause, „gab es Streit. Aber ansonsten passen die Gäste auch gegenseitig auf sich auf, dass hier niemand aus dem Reihe tanzt.“ Alkohol ist bei der Feier verboten und die Regeln werden auch von allen akzeptiert. Die Menschen, die zum CVJM kommen, möchten gemeinsam feiern, das hat Vorrang.

Mit dabei sind in diesem Jahr auch Markus Lakatosz (15) und Dominik Meyer (14). Die Jungs nehmen freiwillig an der Feier teil und stehen helfend zur Seite. „Wir feiern erst morgen zu Hause Weihnachten und da haben wir uns entschieden, hier die Zeit mit den Leuten zu verbringen“, sagen sie. Berührungsängste haben sie nicht: „Es sind ja normale Menschen, die auch Weihnachten feiern wollen.“ Mit dieser Einstellung werden die Jungs noch einige Jahre als Helfer dabei sein und anderen Menschen ein frohes Fest bescheren.