Essen/Gelsenkirchen. Im Juli dieses Jahres hatte der Gelsenkirchener Ingo G. 19 Mal auf seine 37-jährige Partnerin eingestochen - im Beisein ihrer vierjährigen Tochter und ihres 15-jährigen Sohnes. Nun muss er sich vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Angeklagt ist er wegen versuchten Totschlags.

Immer wieder weint er. Bricht in Tränen aus, wenn das Opfer seiner Messerstiche von der Tat erzählt; vom Leid, das die 37-Jährige und ihre Kinder immer noch durchmachen. Am 6. Juli hatte Ingo G. (52) 19-mal auf seine Partnerin eingestochen. Seit zwei Tagen muss der Gelsenkirchener sich wegen versuchten Totschlags vor dem Essener Schwurgericht verantworten.

Nach 22 Jahren Ehe hatte der Ausbeiner seine Frau und ihre fünf Kinder in Schleswig-Holstein verlassen. Anfang 2012 zog er zu der Gelsenkirchenerin, eine dreifache Mutter. Doch die neue Beziehung blieb nicht ohne Probleme, berichtet sie am Montag vor Gericht. Er habe sich beklagt, dass sie freitags regelmäßig ihre Schwägerin besuchte. Sie störte es, dass er so wenig über sein Leben im Norden erzählte. Schwierigkeiten gab es dort, weil sein Dreifamilienhaus zur Zwangsversteigerung anstand.

Friedlicher Mensch

Sie schildert Ingo G. aber als friedlichen Menschen. Handgreiflichkeiten seien absolut tabu gewesen, berichtet sie. Deshalb sei sie auch so schockiert gewesen, als er ihr am 6. Juli ein Handy an den Kopf warf, weil sie erst nach Mitternacht von der Schwägerin zurückkehrte. Als sie ihn deshalb heraus warf, stach er 19-mal auf sie ein. Vor den Augen ihrer vierjährigen Tochter und ihres 15-jährigen Sohnes.

Sie erzählt es relativ gefasst. Er weint immer wieder, wenn sie von den Stichen berichtet. Es wirkt spontan und damit echt. Sie belastet ihn auch nicht übermäßig. Irgendwann habe er aufgehört und sie in den Arm genommen, sagt sie.

In psychologischer Behandlung

Das Gericht will wissen, wie sie die Tat verarbeitet hat. Sie zeigt ihre Narben am Gesicht, an der Hand und am Arm. Oberhalb der Kleidung deutet sie auf die Stellen in Brust, Bauch und Oberschenkel, wo das Messer sie traf. Sie selbst ist in psychologischer Behandlung.

Die Vierjährige habe anfangs oft gefragt, warum der Angeklagte zugestochen habe. Wieder weint Ingo G. spontan. Der 15-Jährige wolle nicht viel reden über das, was er sehen musste. Das Gericht nimmt Rücksicht. Auf seine Vernehmung am Dienstag verzichtet die Kammer.