Gelsenkirchen.

Wenn Olivier Kruschinski über Schalke spricht und sein Blick über die Glückauf Kampfbahn schweift, ist die familiäre Atmosphäre, die in der Ära von Szepan und Kuzorra herrschte, spürbar. Der Supporters-club e.V., deren Geschicke er als Geschäftsführer im fünfköpfigen Vorstand mit leitet, hat sich vor allem Eines auf die Fahnen geschrieben: „Jedes einzelne Mitglied des Vereins soll im Mittelpunkt stehen.“

Fan-Club hat über 1000 Mitglieder

„Wir wollen etwas bewegen in der Fan-Politik“, nennt Kruschinski, bekannt als Oli4, ein Ziel. Die Stimme der über 1000 Mitglieder zählenden Fan-Vertretung hat Gewicht. Man habe sich als seriöser Partner etabliert. „Es geht darum, den Verein nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu produzieren.“ Diese Arbeit gehe bei den Mitgliedern einher „mit einer Sehnsucht, mehr über sich zu erfahren.“ Damit meint der Ückendorfer die Schalker Identität. „Viele fragen sich, wo der Verein herkommt.“ Diesen Fans reiche die „normale“ S04-Mitgliedschaft (Muss für die Supportersteilhabe) nicht aus. „Bei uns kann man Menschen kennenlernen, sich engagieren und anderen helfen.“ Der 38-Jährige schmunzelt, als er berichtet, dass er 2013 gleich auf drei Hochzeiten war, die clubintern geschlossen wurden und spricht scherzhaft vom „Kuppel- und Malocherclub“.

Der „Supporter-Spirit“ ist weit verbreitet: Es gibt „Unterstützer“ im Aufsichtsrat des S04 und im Wahlausschuss, einem einflussreichen Vereinsgremium. Und „Supps“ sind kritische Geister: Ende 2013 tritt man aus dem Schalker Fan-Club Verband (SFCV) aus, weil dieser die Rolle als Fan-Vertretung aufgegeben habe.

Nicht meckern, sondern machen

In der Verantwortung sieht man sich selbst. „Nicht meckern, sondern machen“, fordern die Supporter. Das Projekt „Schalker Meile“ haben sie forciert, u.a. mit einer Aufwertung der Kurt-Schumacher-Straße. Das Leitbild, das Schalke 2012 beschlossen hat, wurde mit angestoßen. Zudem führt Oli4 bei „Mythos Touren“ regelmäßig Gäste aus Deutschland durch Schalke. Zuletzt war der „SC“ auf dem Weihnachtsmarkt – der Tombola-Erlös ging an das Frauenhaus und das Kinderhospiz Arche Noah. Geld gesammelt hat der Club auch für Taifun-Opfer auf den Philippinen.

Rasant wie beim Verein hat sich die Mitgliederzahl bei den „Supps“ entwickelt. „Obwohl wir nie groß geworben haben“, sagt Oli4. Der typische Supporter sei 30 bis 40 Jahre alt, komme zumeist aus dem Ruhrgebiet. Es gebe aber auch Mitglieder in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Bemerkenswert: 80 % der Mitglieder im „SC“ sind zusätzlich in einem anderen Fan-Club aktiv. Die Rolle der Supporters im Verein beschreibt der Deutsch-Franzose Kruschinski deshalb so: „Im Idealfall ziehen wir alle an einem Strang, denn wir wollen Gehör finden.“