Gelsenkirchen.

SPD-Wähler zu sein, ist nicht einfach in diesen Tagen. Die haben bei der Bundestagswahl ihr Zweitstimmen-Kreuzchen bei einer Partei gemacht, deren Koalitions-aussage im Vorfeld unmissverständlich Rot-Grün lautete. 11.252.215 Stimmen kamen so zusammen, oder 25,7 Prozent. Nun stellen sie fest: Sie haben Schwarz-Rot in den Sattel geholfen. Entscheiden soll darüber bald schon die Partei-Basis, die einen Bruchteil der gesamten Wählergemeinde ausmacht. Stimmten bundesweit alle Genossen über den Koalitionsvertrag ab, wären das rund 477.000 (Stand Ende 2012) – die anderen 10,8 Millionen schauen zu. Das könne so nicht richtig sein, sagte ein WAZ-Leser ohne Parteibuch.

Was den Gelsenkirchener stört? Ganz klar: Er hadert mit dem Verfahren. Er habe die Sozialdemokraten unter anderen Voraussetzungen gewählt. Das habe nicht funktioniert; er aber hätte mit den Genossen in einer starken Opposition gut leben können, sagt er.

Was er schlecht findet: Dass eine in Regionalkonferenzen auf Linie gebrachte Parteibasis den schwarz-roten Kompromiss sanktionieren soll.

Das würde seinem Demokratieverständnis widersprechen. Dann lieber Neuwahlen. Dann hätte er sein Kreuzchen vielleicht noch einmal bei der SPD gemacht. So aber fühlt der Gelsenkirchener seinen Willen gleich zweimal missachtet.