Gelsenkirchen. . Bogestra-Kundenbetreuer Kornelia Gatberg und Hans-Dieter Evers checken die schnellste Route und packen auch mit an: den Kinderwagen an der Rolltreppe oder sie gehen Menschen mit Rollatoren zur Hand
Die Sonne scheint den wartenden Bus-Fahrgästen am Hauptbahnhof Gelsenkirchen ins Gesicht und weckt die Lebensgeister. Samstagmittag, normaler Trubel. Mitten drin: Kornelia Gatberg und Hans-Dieter Evers, aber sie wollen nicht einkaufen, bummeln oder die Oma besuchen, sondern helfen. Sie sind Kundenbetreuer der Bogestra.
An den blauen, rot abgesetzten Westen und den Namensschildern sind die Service-Kräfte zu erkennen. „Hallo, Konny!“ ruft ein älterer Herr von der Rolltreppe gegenüber herüber. Die Wattenscheiderin (48) grüßt zurück: „Ja, man kennt sich. Es ist eine sehr schöne, befriedigende Arbeit.“ Seit 2008 ist Kornelia Gatberg dabei, hatte vorher in der Kinderbetreuung gearbeitet. Auch ihr Gelsenkirchener Kollege Hans-Dieter Evers (56) bringt Berufs- und Lebenserfahrung mit: „Ich bin gelernter Industriemechaniker und war in der Bekleidungsbranche, auch viele Jahre selbstständig.“
Ansprechpartner und Helfer zugleich
Die Bogestra schickt das Duo nicht als Kontrolleure los. Kundenbetreuer wie Kornelia und Hans-Dieter haben ganz andere Aufgaben. Evers: „Wir kennen alle Wege und Tarife, wir haben Geräte dabei, mit denen wird die Routen schnell checken können.“ Wer mit dem Rollator unterwegs ist oder etwa mit dem Kinderwagen nur schwer beim Aus- und Einsteigen zurande kommt, findet zwei bis vier helfende Hände.
Manchmal ist nur Ortskunde gefragt: „Wie kommen wir zum Zoo?“ wollen Robin (17) und Michelle (18) aus Bocholt wissen. Kornelia Gatberg verweist auf die 301: „Hier geht’s hinunter. In zwei Minuten kommt die Bahn.“ Da tauchen Bonifita und Reinhald Michalek aus der U-Bahn-Station auf, mit Enkeltochter Janine auf dem Weg in die City. Die Großeltern bedanken sich bei Gatberg und Evers für die Hilfe auf der Rolltreppe. Bonifita Michalek sagt: „Ich bin hochzufrieden mit diesem Service. Herrn Evers kenne ich. Er hat mich beraten. Jetzt nehme ich ein günstigeres Ticket.“
Manche Erlebnisse der geschulten Betreuer sind beeindruckend. Evers nennt ein Beispiel: „Am August-Bebel-Platz klagte eine ältere Dame, sie sei unterzuckert, und klappte zusammen.“ Mit einem anderen Fahrgast fing er die Frau auf. Ein weiterer hatte einen Schokoriegel dabei. „Der brachte sie wieder auf die Beine. Ich habe sie dann bis zu ihrer Haustür begleitet.“ Solch’ Zuwendung kennt auch Kornelia Gatberg: „Das passiert mir oft bei einer älteren Dame, die dement ist und vergisst, wo sie wohnt.“ Beide betonen, wie viel Freude ihnen die Arbeit macht, denn sie erleben viel Dankbarkeit. Aber nicht alles ist rosig. Hans-Dieter Evers über die Schattenseiten: „Schlimm ist Vandalismus. Beim Revierderby ist am Busbahnhof der Fahrstuhl kaputt gemacht worden. Den haben Randalierer benutzt und sind herum gehoppst. Das Ding blieb stecken. Die Feuerwehr musste sie befreien und die Scheiben einschlagen.“ Folge: Fahrstuhl defekt, die Reparatur brauchte Zeit. Evers: „Die wissen nicht, was sie Menschen mit Rollstühlen und Rollatoren antun. Ich finde das nur traurig.“
Service in dieser Form einmalig im VRR-Bereich
Insgesamt leisten im Verbreitungsgebiet der Bogestra rund 120 Kundenbetreuer Service für Fahrgäste. Die Einsatzkräfte arbeiten an Haltestellen, Busbahnhöfen und in den U-Bahn-Stationen, außerdem fahren sie nach festgelegten Touren- und Dienstplänen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ihre Aufgaben:
– Die Kundenbetreuer helfen Fahrgästen mit Kinderwagen, Gehinderten, Rollator-Benutzern, blinden Menschen und Reisenden mit Gepäck beim Ein- und Ausstieg, an Rolltreppen und Treppen generell.
– Sie geben Auskünfte über Fahrpläne, Anschlüsse, Tarife und Tickets.
– Die Kundenbetreuer sind an ihren Bogestra-Westen deutlich zu erkennen und tragen Namensschilder.
Bogestra-Mitarbeiter kontrollieren übrigens auch Fahrausweise, aber es wird nicht gezielt Jagd auf Schwarzfahrer gemacht, so Sandra Bruns, die Pressesprecherin des Verkehrsunternehmens.
Im gesamten VRR-Bereich ist der Service, den es bei der Bogestra bereits seit 2008 gibt, in dieser Form einmalig.