Zitternd, den Blick oft zum Boden gerichtet, gesteht der 31 Jahre alte Angeklagte, drei kleine Mädchen in einer Kindertagesstätte (Kita) in Horst sexuell missbraucht zu haben. Er habe das Vertrauen ausgenutzt, räumt er ein, das die Kinder in ihn als Erzieher gesetzt haben.
Das klang lange Zeit anders. Verteidiger Klaus Simbach erzählt, dass auch er dem Angeklagten anfangs geglaubt habe, als dieser seine Unschuld beteuerte. Mit dieser Einstellung sei er Anfang des Jahres auch ins Verfahren vor dem Arbeitsgericht gegangen: „Es gelang mir, die Richter zu überzeugen. Die fristlose Kündigung durch die Kita wurde umgewandelt in eine spätere Vertragsbeendigung.“
Es schien ja auch so einfach. Die drei Mädchen hatten zuerst ihren Eltern und dann der Polizei erzählt, dass der Erzieher im Waschraum der Kita unsittliche Handlungen ausgeführt, ihnen die Befehle dazu erteilt habe. Zwei der Mädchen waren zur Tatzeit im Sommer 2012 fünf Jahre alt, ein drittes vier. Im Ermittlungsverfahren ging der Angeklagte mit seinem Verteidiger in die Offensive, griff die Kinder als unglaubwürdig an. Sie hätten Migrationshintergrund und da erführen sie früh sexuelle Dinge, die sie offenbar auf ihn übertragen. Er sei unschuldig.
Aber so leicht wurde er mit den Aussagen der Kinder nicht fertig. Die Psychologin Simone Möller-Mustavi untersuchte die Kinder im Auftrag der Justiz und kam zu dem Schluss, dass der Großteil ihrer Angaben als glaubwürdig einzustufen sei. Vielleicht veranlasste das ja Anwalt und Mandant zum Wechsel der Verteidigungsstrategie. Zum Prozessauftakt gab der 31-Jährige sich schuldbewusst. Erklären könne er sich die Taten nicht, sagt er.
Eine Freundin hat er noch nie gehabt, auch keinen Freund. Er bedauert das: „Ich hätte gerne eine Partnerin.“ Er zittert bei seiner Aussage, spricht von Panikreaktionen, von Muskelkontraktionen in Stressphasen. Dass er übermannt wurde von seinen Trieben und sich nicht mehr steuern konnte, reklamiert er nicht. Denn aufgehört hatte er, weil eine Mitarbeiterin ihn beim Verlassen des Waschraums gesehen hätte: „Da war das Risiko nicht mehr tragbar.“