Gelsenkirchen. Das St. Josef-Hospital in Gelsenkirchen setzt Schwerpunkte in der Geriatrie und bei Gelenkimplantaten, um sich wirtschaftlicher aufzustellen und den Betrieb zu optimieren. Die Belegschaft leistet zudem einen Solidarbeitrag und verzichtet auf 1,8 Mio. Euro Weihnachtsgeld. 40 Stellen werden abgebaut.
Bei der KKEL, der Katholische Kliniken Emscher Lippe GmbH, wird die Krise zur Chance: Einsparungen stehen an allen Standorten ins Haus, die 1600-köpfige Belegschaft leistet einmalig Lohnverzicht und steuert so rund 1,8 Mio. Euro zur Sanierung bei, 40 Stellen (vom technischen Bereich über das Labor bis zur Verwaltung) werden abgebaut und so die Kosten um 2 Mio. Euro pro Jahr gesenkt, die Gesellschafter verzichten vorläufig auf ihren Erbbauzins – und dennoch stehen die Signale in den Häusern in Horst, Resse, Gladbeck und Bottrop-Kirchhellen auf Aufbruch.
Aufsichtsrat und Gesellschafter-versammlung haben die Neuausrichtung der medizinischen Strukturen abgesegnet. Fünf Varianten wurden untersucht, darunter auch die Konzentration der Angebote auf einen neu zu bauenden Standort. Hochgerechnet 180 Mio. Euro hätte das gekostet – und sich letztlich nicht gerechnet, ist KKEL-Geschäftsführer Berthold Grunenberg sicher. Am Ende stand letztlich eine „zwei-Standort-Strategie“ mit neuen Schwerpunkten im St. Barbara Hospital Gladbeck und dem St. Josef-Hospital in Horst sowie der baulichen Optimierung in Kirchhellen. 35 Mio. Euro sollen in den nächsten fünf Jahren vor allem in die beiden großen Häuser fließen: Um Angebote zu optimieren und zu konzentrieren, um Qualität zu verbessern. „Wir haben dann auch den modernen Zimmerstandard, der von den Patienten nachgefragt wird“, kündigt Grunenberg an.
Abstimmung mit den Krankenkassenverbänden und Ministerien
Neurologie und Geriatrie sehen die KKEL-Experten im Einklang mit dem NRW-Krankenhausbedarfsplan als Zukunftsmärkte. Entsprechend wird geplant. „Im St. Barbara-Hospital haben wir Probleme mit den Kapazitäten im OP-Bereich. Mit der Verlagerung der Endoprothetischen Eingriffe (Gelenkimplantate) nach Horst können wir dort den OP-Bereich voll auslasten.“
Neben der Stärkung der chirurgischen Versorgung solle St. Josef vor allem die Geriatrie ausbauen. In Gladbeck sollen die Kapazitäten der Gynäkologie erweitert werden. Weitere Schwerpunkte bilden Gastroenterologie, Neurologie und Urologie. „Wir gehen davon aus, dass das wesentlich höhere Fallzahlen bringen wird“, erklärt Grunenberg. Wiederbelebt werden für Gladbeck zudem alte Baupläne: In einem neuen Gebäudeteil würden demnach die Intensivkapazitäten auf 28 Betten ausgeweitet und mit drei neuen 36-er Stationen bisherige Klinik- und Bettentrakte ersetzt, so der Geschäftsführer, der von den KKEL-Gremien mit der Erarbeitung eines Umsetzungsplans beauftragt wurde. Notwendig sind Gespräche mit Banken zur baulichen Entwicklung, die Abstimmung mit den Krankenkassenverbänden und Ministerien im Rahmen eines regionalen Planungskonzeptes. Die Zielvision: Baubeginn im Herbst 2014.
Betriebsbedingte Kündigungen sind vorerst ausgeschlossen
Bis Ende nächsten Jahres sind auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Der Stellenabbau soll über die normale Fluktuation ermöglciht werden. Insgesamt wertet die Mitarbeitervertrtung den geschlossenen Kompromiss als gutes Ergebnis. Ursprünglich drohten drastischere Einschnitte für die 1600-köpfige Belegschaft und wie 2005 der Komplettverzicht aufs Weihnachtsgeld, um 3,6 Mio. Euro zu sparen. Nun werden 50 % ausgezahlt. Insgesamt werden so die Vergütungen für 2013 einmalig um 3 % abgesenkt.