Gelsenkirchen.

Er ist ein echter Typ, dieser Daniel Kahn. Hat Ausstrahlung und Witz. Und schafft es in der Neuen Synagoge der Jüdischen Gemeinde schnell, den Saal zu rocken. Mit seiner einzigartigen Interpretation von Klezmermusik, die eben rockig sein kann, punkig-frech, Avantgarde, aber auch Tradition, proletisch laut oder romantisch leise.

„The Painted Bird“ heißt seine Band im Rücken, benannt nach dem Romantitel „Der bemalte Vogel“ von Jerzy Kosinski. Geiger Jake Shulman-Ment, Bassist Michael Tuttle und der schwedische Trommler Hampus Melin sind alle drei eine Wucht. Dass sich dann noch Klarinettist Merlin Shepherd und Tastenmann Ilya Shneyveys, die beide zuvor mit der Band der Dozenten des Klezmer-Workshops den Abend eröffneten, spontan hinzugesellen, macht die Musik noch lebendiger und abenteuerlicher.

Der Saal tobte

„Good Old Bad Old Days“ hat Daniel Kahn eine köstliche, selbstverfasste Ostalgie-Ballade im Walzertakt genannt. Aber auch mit seinen Adaptionen fremder Stücke trifft er ins Volle. Franz-Josef Degenhardts „Die alten Lieder“ rückt er in seiner Bearbeitung in ein leicht verändertes Licht und selbst an den großen Leonard Cohen wagt sich der Sänger und Multiinstrumentalist unerschrocken heran.

Dieser Daniel Kahn, der sich dann irgendwann sogar eine Mundharmonika umhängt und Countrymusik ankündigt, reflektiert in seiner Musik das pralle Leben mit all seinen Fehlleitungen.

Dem Amerikaner mit langjährigem Wohnsitz in Berlin gelingt es perfekt, ernste Gedanken zu ironisieren und in mitreißende Klänge zu kleiden. Der voll besetzte Saal der Synagoge tobte am Ende eines langen Konzertabends. Ausgelassen tanzten die Kinder, Teilnehmer des Workshops, vor der Bühne.