Gelsenkirchen.

Das Konzert beginnt mit dem klassischen Geräusch, das einst Schellack-Schätzchen verursachten, wenn die Nadel knarzend und knackend auf der schwarzen Schallplatte ihre Runden drehte.

„Knakl“ nennt sich das Duo, das sich der jiddischen Musik aus der Schellack-Ära verschrieben hat. Wie wunderschön Klezmer auch ohne Knacken klingt, das demonstrierten Vanessa Vromans und Georg Brinkmann äußerst virtuos in der Bleckkirche.

Auch das zweite Konzert im Rahmen des Gelsenkirchener Festivals Klezmerwelten stieß auf wahrlich riesiges Interesse: Die Kulturkirche in Bismarck war mit rund 120 Besuchern bis auf den letzten Platz besetzt. Gab der erste Festivalabend einen wohlklingenden Einblick in die frühen Wurzeln der jiddischen Musik, erfüllte „Knakl“ nun alle Erwartungshaltungen an den Klezmer mit bittersüßen, tänzerischen Liedern zwischen Melancholie und Ausgelassenheit, überschäumender Freude und tiefer Klage.

Auch Eigenkompositionen

In traumwandlerischem Dialog und mit offensichtlichem Spaß am Spiel tauchte das Duo mit seinem Programm „Meeting Moishe“ ein in die Welt des sowjetischen Musikethnologen Moishe Beregovskii. Der hatte von 1929 an Aufnahmen von jüdischer Folklore in der Ukraine gemacht und war einer der ersten, der Klezmer-Musik und jiddische Lieder systematisch dokumentierte.

Die Schatzkiste seiner Notensammlung öffnen Vanessa Vromans und Georg Brinkmann und präsentierten mit Geige und Stimme (Vromans) und Bassklarinette, Piano und Gesang (Brinkmann) brillant und leidenschaftlich die Facetten des Klezmer. Mal angelehnt an die historische Vorlage, mal frei improvisiert, mal innovativ selbst komponiert. Zu Recht viel Beifall!