Gelsenkirchen.

Diese Klänge mag das alte Gemäuer so oder ähnlich schon mal „gehört“ haben. Das Gelsenkirchener Festival Klezmerwelten startete am Donnerstag Abend in der gut besetzten Glashalle des Horster Schlosses mit intimen, kammermusikalischen Renaissance- und Barockkompositionen und weniger mit den bekannten Klezmer-Rhythmen.

„1559“, diese Jahreszahl prangt an der historischen Fassade in der Glashalle von Schloss Horst. Und aus dieser Zeit stammt auch die Musik, mit der das international besetzte Quintett „Simkhat hanefesh“ das vierte Klezmer-Festival eröffnete. Passender ging’s nicht bei einer solchen Kulisse und mit solcher Musik!

Reise zu den Wurzeln

Kulturamtsleiter Dr. Volker Bandelow versprach für die nächsten vier Wochen ein außergewöhnliches, ein spezielles Programm. Im letzten Jahr feierte das Festival einen furiosen Erfolg, so dass sich die Stadt schon 2013 für eine Fortsetzung entschied, mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde, des Landes NRW, des Zentralrats der Juden. Auch der WDR, der das Eröffnungskonzert aufzeichnete, ist mit im Boot.

Mit „Simkhat hanefesh“ engagierten die Veranstalter ein Ensemble, das sich der jiddischen Klezmermusik vor allem der Renaissance und des Barock musikalisch und wissenschaftlich nähert. Die Musiker luden ein zu einer spannenden Reise zu den Wurzeln der jüdischen Musik. Das 2008 gegründete Ensemble gräbt altjiddische Lieder und Musik aus, erforscht Ursprünge und Kontext und vermittelt das den Zuhörern in einer historischen Aufführungspraxis.

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Zur Freude des Publikums

So singt Diana Matut nicht nur oder spielt die Flöte, sondern moderiert auch den Abend informativ und unterhaltsam. Alte Musik klingt hier selten getragen, sondern frisch, lebendig und von tänzerischer Eleganz.

James Hewitt zum Beispiel weiß mit der Barockvioline und warmen Tönen klangvoll zu verzaubern, und Nora Thiele lässt die Glocken läuten und die Rahmentrommeln vibrieren. Dietrich Haböck stellt die Viola da Gamba in einem Madrigal-Solo vor, und Erik Warenthin bringt die Laute beim „Judentanz“ von Hans Neusidler zum Jubilieren.

„Simkhat hanefesh“ übrigens heißt übersetzt „Zur Freude der Seele“. Gespielt haben die fünf Musiker zur offensichtlichen Freude des Publikums. Das am Ende bei den Zugaben sogar mitsingen durfte. So gute Laune kann Klezmer machen!