Gelsenkirchen. Im Zoo sind die possierlich: die Waschbären. In der freien Natur können sie zur Plage werden. Und das werden sie verstärkt. Immer öfter wühlen sich Waschbären durch die Mülltonnen von Gelsenkirchen, suchen und finden Nahrung in gepflegten Gärten. Zurück bleiben verwunderte und verärgerte Zweibeiner.

Um Waschbären zu erleben, dafür muss niemand die Zoom-Erlebniswelt aufsuchen. Oft reicht ein Blick in die durchwühlte Mülltonne oder auf kahlgefressene Ecken in Gärten, um festzustellen: Hier sind Waschbären am Werk. Die possierlich wirkenden und nachtaktiven Tierchen sind auf dem besten Weg, sich auch hier zu einer Plage entwickeln.

Längst haben sie ihren Lebensraum Natur verlassen. Ja, es zieht den Waschbären noch weiter hinein in die Stadt. Vergangenen Freitag wurde auf der Halterner Straße ein Tier überfahren.

Ein nicht alltäglicher Vorfall. „Waschbären sind unheimlich clever und beweglich und kommen überall dahin, wo sie wollen“, sagt Stadtförster Ulrich Schwarz (58). Er selbst hat in dem 400 Hektar großen Stadtforsten noch keinen zu Gesicht bekommen. Dies ist aber auch kein Wunder. Die Tiere sind scheu und nachtaktiv. Dass sie auch in Gelsenkirchen in Wohnsiedlungen auf Nahrungssuche gehen, das weiß er durch Hinweise von Bürgern.

Die häufen sich in letzter Zeit.

Köder sollen ausgelegt werden

Von einer Plage will Reinhard Jäger (68), Jagdbeauftragter der Stadt, nicht sprechen. Er vermutet, dass die Tiere über Westerholt und der Halde Hoheward den Weg nach Gelsenkirchen gefunden haben. Nun sollen „Lockplätze“ – Köder auf Sand bestreuten Flächen – angelegt werden, um Tiere lokalisieren zu können und bestehende Plätze auf Waschbären-Spuren zu untersuchen.

Bürger sollten ihrerseits Beobachtungen mitteilen. Denn das bis zu 70 cm große Tier kann zu einer ausgewachsenen Plage werden. Jäger: „In Kassel treiben 1000 in der Stadt ihr Unwesen. Die Tiere fressen alles: Obst, Fleisch, Grünzeug, Vogelfutter. Sie durchwühlen Mülltonnen, nach Essbarem, verwüsten Gärten. „So schlimm ist es bei uns nicht“, sagt Jäger. Und dass es nicht soweit kommt, dafür wolle man auch vorbereitet sein.

Die Jagd erweist sich als schwierig

Die Jagd auf das Tier erweist sich aber als schwierig. In Wohngebieten ist das Schießen zwar nicht verboten, aber an Auflagen gebunden. Fallen wären da besser geeignet. „Aber“, so Jäger, „der Gesetzgeber plant für den Einsatz von Fallen weitere Verbote.“

Nicht nur Waschbären zieht es in die Städte. Füchse streichen vermehrt um die Häuser. Und auch Spechte machen sich an Fassaden zu schaffen. Jäger: „Vor zwei Jahren hatte sich ein Specht durch den Hausputz in die Dämmung vorgearbeitet und Höhlen gebaut. Dem Eigentümer blieb nur übrig, das Tier zu vertreiben und eine dickere Putzschicht aufzutragen. Der Specht steht halt unter Schutz.“

Der Waschbär dagegen nicht. Er darf gejagt werden. Allerdings gehört er in den Wäldern selbst derzeit nicht zum Beuteschema der Jäger. In NRW wurden zuletzt 8000 im Jagdjahr erlegt. Und 500 überfahren. Einer am vergangenen Freitag in Gelsenkirchen an der Halterner Straße . . .