In einer Diskussionsrunde beklagen die Teilnehmerinnen prekäre Arbeitsverhältnisse. Oberbürgermeister Frank Baranowski will Outsourcing bei der Stadt zurückfahren.

„Im Schnitt verdienen Frauen in vergleichbaren Positionen immer noch gut 20 Prozent weniger als Männer”, so Sylvia Honsberg, Bundesfrauensekretärin der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). Anlässlich des internationalen Frauentages lud die Gewerkschaft daher zu einer Podiumsdiskussion. Vertreterinnen verschiedener Gewerkschaften benannten am Sonntag im Haus der IG Metall im Gespräch mit OB Frank Baranowski Missstände und suchten nach Lösungsansätzen.

„Wir haben mit prekären Arbeitsverhältnissen zu kämpfen. Besonders die Leiharbeit mit den extrem niedrigen Löhnen bedrückt uns”, berichtete Yasemin Rosenau von der IG Metall. Suzann Schmitz von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) führte aus: „Durch die politische Förderung der 400-Euro-Kräfte sind viele Vollzeitstellen etwa im Bäckereigewerbe weggefallen. Deshalb fordern wir Sozialversicherungspflicht ab dem ersten Euro Verdienst.” Auch das „Outsourcing” sorge für unzumutbare Arbeits- und Lohnbedingungen. „Aber der Lebensmittelbereich hat mit den Verbrauchern zu tun: Wenn man nicht bereit ist, für ein Brot 3,50 Euro zu bezahlen, gibt es halt immer mehr Niedriglohnarbeit.” Verdi-Vertreterin Petra Möller spitzte zu: „Wir steuern auf eine moderne Sklaverei zu. Die Arbeit ist da, wir müssen jedoch durchsetzen, dass sie angemessen bezahlt wird.”

Susi Neumann von der IG Bau berichtete: „90 Prozent der Frauen im Gebäudereinigungsbereich werden durch 400-Euro-Jobs gegängelt und können noch nicht mal den Lebensunterhalt fristen. Eine Kollegin ist über 70, putzt in einer Kantine und ernährt sich da von den Resten.”

Als Politiker und Arbeitgeber wurde Oberbürgermeister Frank Baranowski mit zahlreichen Forderungen konfrontiert. „Ich habe mich dagegen entschieden, weiter Outsourcing zu betreiben, im Gegenteil, wir bemühen uns, das so weit es geht, rückgängig zu machen, wo es bereits erfolgt ist”, betonte er. Man könne natürlich darüber reden, ob Niedriglöhne als Arbeitsmarktinstrument sinnvoll seien, aber Baranowski meinte auch: „Man kann nur so viel Geld ausgeben, wie man hat.” Gleichwohl fordere er einen Mindestlohn und „gleichen Lohn für gleiche Arbeit”.

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen, dass man nach den Ursachen der prekären Arbeitsverhältnisse forschen müsse, um diese abzuschalten. Suzann Schmitz formulierte: „Wir brauchen eine Neubewertung von Arbeit.”