Gelsenkirchen.

Die Eingangsfrage ist recht spekulativ, zugegeben. Aber wäre der renommierte Ernst-Schneider-Preis, der größte deutsche Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik, jährlich ausgeschrieben von den Industrie- und Handelskammern, am Mittwochabend in Gelsenkirchen verliehen worden, wenn es das neue Hans-Sachs-Haus nicht gäbe? Wohl kaum!

Die nachvollziehbare Antwort gab mit Oberbürgermeister Frank Baranowski einer, der es tatsächlich wissen muss – und der zu diesem Ergebnis kam: „Ohne das Hans-Sachs-Haus hätten wir nicht die Gelegenheit gehabt, als Gastgeber die Verleihung des Ernst-Schneider-Preises nach Gelsenkirchen zu holen. Dass es jetzt gelungen ist, das macht schon stolz. Mit der Verleihung dieses Wirtschaftspreises haben wir als Stadt im Hans-Sachs-Haus die Feuertaufe bestanden.“

Ein langer roter Teppich kündigtmeist ein besonderes Ereignis an

Wer am Mittwoch entlang der Ebertstraße die Altstadt durchquerte, sah früh schon das Indiz für einen offenbar außergewöhnlichen Abend im neuen Schmuckkästchen der Stadt: Ein langer, ein wirklich langer roter Teppich, der vom Platz vor dem HSH bis zur Bühne im Bürgersaal reichte, wies auf die Erwartung prominenter Besucher hin. Darüber hinaus vermittelte der signalfarbene Bodenbelag auch eine festliche Bedeutung. Diesen Attributen, prominent und festlich, wurde die 42. Verleihung des Ernst-Schneider-Preises im Hans-Sachs-Haus gerecht.

Rund 450 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft folgten der Einladung der Industrie- und Handelskammern (IHK). Darunter befanden sich etwa Andreas Cichowicz (Chefredakteur NDR), Hans-Jürgen Jakobs (Chefredakteur Handelsblatt), Prof. Dr. Reinhard Klenke (Regierungspräsident Münster), Jörg Schönenborn (Chefredakteur WDR), Dr. Martin Wansleben (Hauptgeschäftsführer, Deutscher Industrie- und Handelskammertag), Michael Opoczynski (Leiter Hauptredaktion Wirtschaft, Recht und Umwelt ZDF) oder Dr. Dagmar Gaßdorf (Verlegerin Ruhr-Revue, Vizepräsidentin IHK Essen).

Ausrichter waren die sechs IHKs, die es im Revier gibt

Ausrichter des Abends waren die sechs IHKs, die es im Revier gibt. Dr. Benedikt Hüffer, Präsident des Bereichs Nord Westfalen, merkte aus diesem Anlass treffsicher an: „Das ist eine gute Gelegenheit, wichtigen Medien überraschende Einblicke in das neue Ruhrgebiet zu vermitteln.“ Entsprechend nutzten die Industrie- und Handelskammern die Chance, um dem (zu) oft noch „gepflegten“ Ruhrpott-Klischee aus Kohle und Stahl das Bild einer modernen, innovativen und aktiven Region entgegenzusetzen.

Für Gelsenkirchen war die Verleihung des Ernst-Schneider-Preises im Hans-Sachs-Haus eine ausgezeichnete Werbung. Wie auch WAZ-Wirtschaftschef Thomas Wels vertraten zahlreiche Gäste nicht nur aus Höflichkeit die Ansicht: „Es war ein netter Abend in einem wirklich ganz tollen Haus.“ Tatsächlich war die Verleihung gut strukturiert, zumal das Programm selbstgefällige Längen völlig ausschloss. Knackig und prägnant war es gestaltet, auch gut zu verfolgen über eine Großleinwand. Die Rolle des Moderatoren füllte beredt Jörg Thadeusz aus, ein Journalist und Schriftsteller, dessen Wurzeln in Dortmund liegen.

Und manch einer, der festliche Veranstaltungen (mit)organisiert, wird sich mit dem HSH einen exklusiven Veranstaltungsort als Alternative vorgemerkt haben.

Kölner Nachwuchs setzt sich durch 

Den Ernst-Schneider-Preis im Bereich Internet (Dotierung 5000 Euro) gewann der Jahrgang 2010 der Kölner Journalistenschule in Kooperation mit dem Kölner Stadt-Anzeiger für das Projekt: „NeunKW - die Energiewende im Rheinland“.

„NeunKW“ zeigt die Relevanz der Energiewende in der Region. Die Autoren zeigen, wie man mit einfachen Mitteln ein komplexes Thema multimedial aufzubereiten kann. Das Angebot ist ein interaktiver Baukasten mit kluger Verlinkung, für Zeitungsleser und User gleichermaßen attraktiv.

Auch ein Spiegel-Team gewinnt

Im Bereich regionale Printmedien (Dotierung 7500 €) gewann Nora-Maria Miethke (Sächsische Zeitung) mit dem Beitrag: „Frau, Firma & Familie“.

Hans-Sachs-HausIm Bereich überregionale Printmedien (Dotierung 7500 €) setzten sich die Spiegel-Autoren Dirk Kurbjuweit, Christoph Pauly, Jan Puhl, Mathieu von Rohr, Christoph Scheuermann und Christoph Schult mit dem Beitrag „Die Kuhhändler“ durch.

Der Förderpreis (Dotierung 2500 €) ging an Pierre-Christian Fink (Die Zeit) für neue Blickwinkel auf wirtschaftliche Themen.

Vom Patent für den Strichcode

In der Kategorie Kurzbeitrag (5000 €) gewann Kerstin Hilt mit dem WDR-Beitrag „7. Oktober 1952: Patent für den Strichcode“. In der Kategorie Wirtschaftssendung (7500 €) setzte sich Eleni Klotsikas mit dem WDR-Beitrag „Odyssee im Euroraum: Griechenlands Irrfahrten - Warum sie lange andauern werden“ durch. Im Bereich Innovation / Wirtschaft (5000 €) gewann die Serien-Idee „Wirtschaftswandern“ der Regionalzeitung „Die Rheinpfalz“ von Eckhard Buddruss, Jürgen Eustachi, Klaus Hofter, Olaf Lismann, Hermann Mosch-Klein, Judith Schäfer.

Stahlkrieg an Rhein und Ruhr

Der Preisträger in der Kategorie Kurzbeitrag (5000 €) ist Steffen Clement (ARD) mit dem Beitrag „Nullrunde 2012 - Wer beim satten Lohnplus nur zuschaut“. Im Bereich Wirtschaftssendung (7500 €) gewann Klaus Stern (ARD) mit dem Beitrag „Versicherungsvertreter. Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker“. In der Kategorie Technik (7500 €) teilen sich Birgit Tanner, Mira Thiel für den ZDF-Zweiteiler „Stahlkrieg an der Ruhr“ und „Siegeszug der Düsenjets“ und Dr. Till Krause (BR) für „Smartphones - Spionage in der Hosentasche“ den Preis.