Gelsenkirchen. .

Da war selbst der „Quatscher“ sprachlos, und Trompeten-Willy stellte staunend sein Instrument an die Seite: Die Knappen rockten die Friedenskirche! Das ev. Gotteshaus an der Königsberger Straße in Schalke mutierte am Wochenende zum Tempel der Fußballverrückten, zum Spielfeld der Bundesliga. Die Premiere der Musiktheater-Komödie „Drei Ecken Elfer“ geriet zu einem echten Volltreffer. Ball versenkt, dafür gab’s am Ende Standing Ovations und einen Bravo-Sturm vom Publikum, das teils in Kutten, königsblauem Trikot und Schalke-Schal aufgelaufen war.

Ein halbes Jahrhundert Bundesliga. Grund genug für die beiden Gelsenkirchener Theatermacher Ulrich Penquitt vom Triastheater Ruhr und Elmar Rasch, Kopf von „Bir“, der Bühne im Revier, sich dem Thema mit guter Laune nach Noten zu nähern. Die beiden schrieben ein abgedrehtes Stück rund um den Fußball, witzig, augenzwinkernd, ironisch und prall gefüllt mit schrägen Songs.

Entscheidend ist auf’m Platz

Aber entscheidend ist bekanntlich auf’m Platz. Der Rundbau der Friedenskirche bot dem Ensemble und den Musikern der „Crazy Bones Band“ den passenden Raum. Akustische Probleme umdribbelten Musiker und Sänger geschickt.

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Perfekter Anpfiff: Schalke-Original Wilhelm Plenkers bläst auf den Altarstufen stilecht zur „Attacke“, zehn Kinder in Trikots führen die Mimen aufs Spielfeld und dann beginnt er, der Alptraum von Dieter, dem Fußballnarr. Vassily Kazakos spielt den naiven Fan, der nach einem Traum über üble Machenschaften in der DFB-Zentrale mit Gattin Freimut nach Frankfurt reist, um vor Ort zu ermitteln. Hier landen sie im Labor des Meisters, einem besessenen Frankenstein-Verschnitt. Ulrich Penquitt verleiht dem geheimnisvollen Mann, der den Fußballgott L.M. künstlich erschaffen will („Schauspieler und Memmen waren gestern“), professionell die Stimme und überzeugt auch mit Gesangseinlagen. Schauspielerisch und gesanglich eine Entdeckung: Anja Günther als quirlige, nur scheinbar schlicht gestrickte Freimut. Und Klaus Neuhaus gibt den armen Deppen des Turniers, den daueralkoholisierten Schiedsrichter, während Alexander Welp für Ordnung am Spielfeldrand sorgt.

Singender Kumpel aus Buer

Nach der Halbzeitpause macht Detlef Magic Lauster, der singende Kumpel aus Buer, als künstlicher Mega-Kicker L.M. zuerst Bella Figura und dann den musikalischen Absahner, der das Kirchenrund zum Kochen bringt. Der synthetische Star L.M. ist dem Meister übrigens etwas missraten. Die Initialen stimmen zwar, entstanden ist im Labor aber nicht ein Lionel Messie, sondern ein Loddar …! Und Dieter fleht: „Stampf’ den wieder ein!“ Wie der Alptraum endet: Es gibt noch Vorstellungen am kommenden Wochenende.

Fangesänge gibt’s in diesem Theater auch, wenn das Publikum mit der Band z.B. einstimmt in Songs wie „We will, we will kick you!“. Verlängerung denkbar? Auf jeden Fall wünschenswert.