Gelsenkirchen. Das Eiscafé Graziella feiert sein 25-Jähriges Jubiläum in Gelsenkirchen und hat in den Jahren viel erlebt. Auch die Dauerbaustelle Hans-Sachs-Haus hat das beliebte Eiscafé überlebt. Am Donnerstag helfen Schalke-Stars im Graziella mit, um für ein Kinderhospiz spenden zu sammeln.
Eckbank, zwei Stühle und zwei kleine Tische, die sich bei Bedarf zusammen schieben lassen: das ist der Stammtisch im Eiscafé Graziella. So mache Lokal- Größe hat sich hier schon zu Espresso, Latte oder Eis niedergelassen. Gegenüber zischt die Kaffee-Maschine, unter Glas machen sich die Kühlschalen breit: mit Schoko, Vanille und Erdbeer, den Allzeit-Klassikern, mit Gebrannter Mandel, Dolce Latte und Pfirsich-Maracuja, mit Stracciatella oder Maxi King. „Das ist aktuell mein absolutes Lieblingseis“, sagt Graziella dell’ Aquila und verrät noch eine Grundeigenschaft, die ihr Eis mitbringen sollte: „Cremig muss es sein, auch nach einem Tag in der Kühltheke.“
Sizilien, Sauerland, Gelsenkirchen
Die 47-Jährige ist in ihrem Element. Theke, Eisküche und Café im Ecklokal an der Ebertstraße sind ihr Reich. Oder besser: „Mein Kind“. Vor 25 Jahren hat sie sich mit ihrem Mann Nino (53) selbstständig gemacht. Dritter im Bunde ist Schwager Dino (40). Graziella ist ein Familienbetrieb. Natürlich mit italienischen Wurzeln. In Sizilien wurde Graziella geboren, im Sauerland ist sie aufgewachsen, zur Kindergärtnerin wurde sie ausgebildet – doch ihre wahre Leidenschaft lebt sie in der Altstadt aus.
Neben dem Hans-Sachs-Haus (HSH) wurde das Eiscafé zur Institution. Und die Betreiber wirtschaftlich zu Überlebenskünstlern. „Vor 25 Jahren haben wir am Hauptbahnhof angefangen. Mit sechs Tischen. Das Ladenlokal war ein dunkler Schlauch“, sagt die Chefin. Vor 15 Jahren ist das Café umgezogen – direkt neben das Rathaus. Allein: Das wurde bald zum bekannten Dauerproblem.
„Zwölf Jahre hatten wir hier Dreck und Krach. Die Kunden haben viel ausgehalten. Das war nicht einfach. Gott sei Dank haben wir viele Stammgäste“, sagt dell’ Aquila. Das Ergebnis nebenan, findet sie, könne sich sehen lassen. „Ich bin positiv überrascht. Das ist sehr schön geworden. Überhaupt finde ich, dass sich unsere Stadt in den letzten drei Jahren verbessert hat.“
Im Stamm-Café hat sich einiges geändert
Dass der Betrieb die Bauzeit überstanden hat, hat viel mit persönlichem Engagement zu tun. 14-Stunden-Arbeitstage sind Alltag. „Entweder man macht es gern und mit Herz oder man lässt die Finger davon. Gastronomie ist ein Knochenjob“, sagt die 47-Jährige. Seit vier Jahren gibt es zudem als zweites Standbein das Graziella II als Café, Trattoria und Weinbar unter der Regie von Nino dell’ Aquila nah am Neumarkt. Und auch im Stamm-Café hat sich einiges geändert. Graziella, die begeisterte Köchin („seit ich 13 bin, sammel ich Kochbücher“), kreiert Kuchen. „Ohne meine Torten hätte ich das nicht geschafft. Die Wintermonate sind zu lang. Nur mit Eis wären wir wohl pleite gegangen.“
Zwischen Kuchentheke und Schalker Fan-Vitrine sitzt an diesem Morgen Fußballprofi Gerald Asamoah am Stammtisch, kaut rustikale Schwarzbrot-Stullen und signiert Autogrammkarten. Seine Biografie hat hier einen Ehrenplatz zwischen Club-Devotionalien, zwischen kleinen Pokalen und Fotos. Ein Stück über Asamoahs Buch hängt Manuel Neuer hinter Glas. Der Ex-Schalker, darf man angesichts anderer Liga-Verpflichtungen annehmen, hat sich wohl länger nicht mehr zum Karten spielen blicken lassen. Dafür hat Asamoah seinen nächsten Café-Auftritt fest eingeplant.
Am Donnerstag, 3. Oktober, gibt der Kult-Kicker Gästen die Kugel: Ab 14 Uhr wird der Fußballstar im Café helfen. Er bringt Verstärkung mit: Zum Beispiel Mike Büskens. Der Schalker Eurofighter, Trainer und gelernte Koch (!) hat sich als Kellner angesagt. Der Einsatz hat einen guten Grund. Graziella sammelt fürs Kinderhospiz Arche Noah – eine Herzensangelegenheit zum Jubiläum.
Einkaufsgaudi mit Oktoberfest
Den Sänger Riccardo Doppio, Flamenco und Kinder-Spaß hat das Eiscafé Graziella Donnerstag von 14 bis 18 Uhr zu bieten. In der Altstadt beginnt die Einkaufsgaudi mit Oktoberfest (u.a. Ruhrpott Diven, Jörg Bausch) bereits mit dem Bauernmarkt am 2. (ab 15 Uhr) und 3. Oktober (ab 11 Uhr) längs der Bahnhofstraße. Der Einzelhandel öffnet am Feiertag, 3. Oktober, von 13-18 Uhr.