Nach den schweren Dachschäden ist die evangelische Kirche an der Josefstrafe zumindest statisch gesichert. Mehr aber nicht, so dass sie weiter geschlossen bleibt. Und die künftige Nutzung ist ungewiss

Fast auf den Tag ein Jahr ist es her, dass die evangelische Altstadtkirchengemeinde die ohnehin arg sanierungsbedürftige Auferstehungskirche an der Josefstraße in der Neustadt wegen bedrohlicher Dachschäden komplett schließen musste, ein Bauzaun das Denkmal von 1911 absicherte. Die größten Gefahren sind gebannt, das Dach gesichert, doch die Suche nach „Auferstehung” geht in der Gemeinde weiter.

Marode, brüchige, teils schon weggefaulte Dachbalken und verrostete Stahlträger hatten Gutachter, Statiker und das Presbyterium handeln lassen. Es drohte, dass Steine aus der Fassade herausgedrückt werden, der Putz von den Decken bricht. Also schloss man im März 2008 das Gotteshaus. Mit einem Aufwand von 55 000 Euro wurden Holz und Träger soweit ausgetauscht, dass der Dachstuhl zumindest gesichert und das Dach dicht ist. Mehr allerdings nicht. Weil sich aus dem rissigen Putz im Inneren aber weiter Stücke lösen können, bleibt die Kirchenpforte weiter zu. 500 000 Euro würde die Komplettsanierung des Kirchengemeinde kosten. „Geld, das die Gemeinde nicht hat”, weiß Pfarrer Thomas Webel-Reiner nur zu gut. 350 000 Euro, so eine Expertise würde es überdies kosten, unter Beibehaltung des Altarbereichs eine wie auch immer gestaltete Begegnungstätte für den Stadtteil mit gläsernen Raumteilern einzurichten. Zu den Akten gelegt hat das Presbyterium die Idee, die Jugendstilkirche in ein Kolumbarium für bis zu 500 Urnenbestattungen umzuwidmen. Webel-Reiner: „Das rechnet sich nicht. Wir dürfen uns nichts ans Bein binden, was sich nicht trägt.”

Dauerhaft wird sein, dass sich die gesamte Altstadtgemeinde um die Altstadtkirche in der Innenstadt versammeln wird – im Gemeindehaus, bei den Gottesdiensten, im I-Punkt. Ohnehin: Lebten in der Neustadt früher 3000 Gemeindemitglieder, sind es jetzt vielleicht noch 800.

Erneut will sich das Presbyterium aber mit der Frage beschäftigen, was an der Josefstraße geschehen soll. Webel-Reiner wie der Gemeinde wäre schon wichtig, sie als Treff im Stadtteil zu nutzen, als Begegnungsstätte für und in der Neustadt, tunlichst auch mit einem „sozialdiakonischen Profil”, so der Pfarrer. Etwa mit Beratungsstunden vor Ort.

Scheitern alle Überlegungen, bleibt das Gotteshaus dauerhaft abgeschlossen. Verwaiste Kirchen aus den 70er Jahren wurden schon abgerissen. Aber ein Denkmal, mit rarer Jugendstil-Architektur? „Da hängen dann auch sehr viel Emotionen dran”, weiß Pfarrer Webel-Reiner.