Rat beschloss gestern auf einer Sondersitzung das Ende des US-Kanal-Geschäftes, das 2009 nun 11,7 Mio â?¬ Miese einbringt.

Ein Ende mit Schrecken: Auf einer zweieinhalbstündigen, nicht-öffentlichen Sitzung hat der Rat gestern mit den Stimmen von SPD, CDU, Grünen und FDP einen Schlussstrich unter das Kapitel Cross Border Leasing gezogen: Gelsenkirchen nimmt das Angebot (Kritiker sagen Diktat) des amerikanischen Kanalnetz-Investors Wells Fargo an und steigt vorzeitig aus dem Geschäft aus. Und zahlt kräftig drauf: 11,7 Millionen Euro zusätzliches Defizit müssen jetzt in einem Nachtragshaushalt eingestellt werden, von denen die Kämmerei aber fünf Millionen schon verrechneter Einnahmen seit 2001 abzieht.

Unter Kursverlusten von 10 Mio US $ muss die Stadt nun die erst kürzlich gekaufte US Staatsanleihe von 58 Mio US $ wieder abgeben. Auf der sicheren Habenseite stehen nur 34 Mio US $ im Depot des krisengeschüttelten US-Versicherungskonzerns AIG. Rechnung der Stadt zumindest: Das 24 Mio Dollar-Minus macht 19 Mio Euro aus, die sich aber durch die Verrechnung der noch in der Bilanz stehenden Raten aus dem einstigen 12 Mio €- Deal auf die gut elf Mio € absenken.

Mit geballter Faust nimmt Stadtkämmerer Lars Martin Klieve, "dass wir mit Schaden herausgehen". Es sei eine Abwägung mit den anderen unabsehbaren Risiken, die Gelsenkirchen im Strudel der US-Finanzkrise sonst gedroht hätten. Einen Alleingang hat sich Gelsenkirchen zudem nicht zugetraut: Bochum, Recklinghausen und Wuppertal gehen den gleichen Weg.

"Das war schmerzlich lehrreich. Wir mussten zwischen Schaden und Risiken abwägen", so CDU-Fraktionschef Wöll, den auch die kurze Fristsetzung des Investors ärgert. Große "Bauchschmerzen" hatte auch SPD-Fraktionschef Haertel: "Das ist kein Geschäft, das Spaß macht." Zumindest könne Gelsenkirchen nicht mehr in die Pflicht genommen werden. "Wir haben das damals nicht gemacht, weil wir spekulieren wollten, sondern wir unter Spardruck und Giftlisten von der Hand in den Mund lebten. Das vergessen viele Leute aber heute". -er