Frauen bauen Brücken zwischen alter und neuer Heimat: Für ihr ehrenamtliches Engagement im Bereich Migration wurden am Samstag in der Flora drei Gelsenkirchenerinnen mit der „Migradonna” ausgezeichnet.
Sie sind die treuen Seelen, die an vielen Stellen der Stadt unermüdlich daran arbeiten, dass Integration mehr bedeutet als nur eine politische Floskel. Um diese Frauen in das Licht zu rücken, das ihnen gebührt, verliehen die Gelsenkirchener Migranteninitiativen (GEMI e.V.) und das Internationale Frauencafé des Lalok libre am Samstagabend in der Flora zum zweiten Mal die „Migradonna”. In diesem Jahr konnten sich gleich drei Gelsenkirchenerinnen über die Auszeichnung freuen: Marica Jüttner wurde für ihr Engagement bei den Kulturtagen Südost, Nermin Akin für ihre Mithilfe in der Kinder- und Jugendarbeit des Lalok Libre und Doris Tachojianni für ihr Lebenswerk mit der schönen Skulptur ausgezeichnet. Die Preisverleihung selbst überraschte mit einer Reise durch fremde Kulturen – vom König der Löwen in aufwändigen Kostümen bishin zu tamilischen Tänzen und mexikanischer Musik.
Marica Jüttner
„Ich bin wirklich überrascht”, weiß Marica Jüttner gar nicht so recht, wie sie auf die Migradonna reagieren soll. Fast, so scheint es, sei die Auszeichnung der gebürtigen Kroatin unangenehm. „Ich wäre nichts ohne die Unterstützung der anderen und tue doch nur das, was ich tun kann”, sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Marica Jüttner verdient den Preis für ihr Engagement bei den Kulturtagen Südost”, lautet die Begründung der Jury. „Wir sollten immer nach vorne schauen”, mahnt Jüttner, die nicht nur zweifache Mutter, sondern auch Mitglied des Integrationsrates ist, „aber wir müssen auch aus der Geschichte lernen”. Es wäre schön, überlegt sie am Ende, wenn wir irgendwann nur noch von Bürgern der Stadt Gelsenkirchen reden würden und uns zur Stadt und zueinander bekennen, unabhängig von Gesinnung, Religion oder Farbe - „Dann kann man sagen: Wir sind angekommen.”
Nermin Akin
„Ich glaube, dass die Frauen eine besondere Rolle im Integrationsprozess spielen”, überlegt Nermin Akin nach der Preisverleihung. Denn sie seien es, die schließlich irgendwann die ganze Familie in die Gesellschaft mitziehen würden. Kinder und Jugendliche liegen der gebürtigen Türkin besonders am Herzen – ihr Engagement im Lalok Libre war es schließlich auch, das ihr die Auszeichnung eingebracht hat. „Die Trophäe wird auch dort im Haus ihren Platz bekommen, denn das Lalok hat es verdient”, betont Akin. Ihre ehrenamtliche Arbeit sieht sie als selbstverständlich an - „ich mache das, ohne etwas dafür zu erwarten”. Besonders wichtig für die Integration ist Akin dabei die deutsche Sprache. „Um die braucht man sich aber keine Sorgen machen”, beschwichtigt sie, „gerade in Mischehen ist die Muttersprache der nächsten Generation meistens Deutsch und das ist auch richtig so”.
Doris Tachojianni
„Wir brauchen die Jugend”, erinnert Doris Jüttner, die am Samstagabend mit der Migradonna für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. „Es ist jetzt schon sehr spät, hier lebt mittlerweile schon die dritte Generation”, gibt sie zu Bedenken, aber dennoch glaubt die Gelsenkirchenerin noch daran, dass Integration funktionieren kann: „Wir müssen auf die Ausländer zugehen und sagen: Ihr seid hier, ihr gehört jetzt zu uns und ihr seid wichtig.” Viele Jahre hat Tachojianni wegen der Liebe in Griechenland verbracht, zurück in Deutschland setzte sie ihre Sprachkenntnisse beim Dolmetschen ein, um die griechische Gemeinde in Gelsenkirchen zu unterstützen. Packte an, wenn es darum ging, Möbel, Kleidung, Schuhe zu organisieren. Das Ehrenamt zieht sich schon durch ihr ganzes Leben. Bereits seit 1948 ist sie in Sachen Jugendarbeit aktiv für die Falken tätig. Heute hat sie nicht nur eine Schneiderei, sondern betreut auch ein Haus auf der Wanner Straße.