Gelsenkirchen. Es hätte wieder die Rock-Party des Jahres werden sollen, doch beim zweiten Anlauf des „Rock im Pott“-Festivals kamen gerade mal 27.000 Fans in die Veltins Arena, um mit Bands wie Biffy Clyro, Deftones, Casper, Tenacious D., Volbeat und System Of A Down zu feiern.
"Das klingt ja fast wie Pink Floyd“, wundert sich ein Fan mit Volbeat-Leibchen über die ruhigen ersten Töne der Deftones. „Haben die nicht mal mehr Krach gemacht?!“ Ja, haben sie, und natürlich drückte der Fünfer aus dem kalifornischen Sacramento im Folgenden ordentlich aufs Gaspedal. Bässen wummern, die tiefergelegte Gitarre dröhnt unterm Hallendach der Veltins Arena und Frontmann Chino Moreno schreit sich die Seele aus dem Leib.
Am Sonntag ging im Schalker Fußballtempel das Festival „Rock im Pott“ in die zweite Runde. Während man beim Debüt im vergangenen Jahr allerdings mit den Red Hot Chili Peppers, Placebo und Kraftklub eher auf poppige Klänge aus den Charts setzte, kamen dieses Jahr eher Anhänger härterer Gitarrenklänge auf ihre Kosten.
Leere Ränge soweit das Auge reicht
Ob's an fehlender Massenkompatibilität des Programms lag, kräftiger Festivalkonkurrenz im gesamten Sommer (allein an diesem Wochenende ließ Rock-im-Pott-Veranstalter Lieberberg auch noch am Hockenheimring zum Teil die gleichen Bands im Rampenlicht stehen) oder vielleicht doch zu hoher Ticketpreise, lässt sich nur spekulieren; die Publikumsresonanz ließ jedenfalls zu wünschen übrig. Gerade mal 27.000 Besucher kamen in die Veltins Arena, vor einem Jahr waren es fast doppelt so viele. Entsprechend trist gestaltete sich das Bild beim Blick ins Rund. Leere Ränge soweit das Auge reicht, nur im Innenraum drängten sich die Massen vor der Bühne.
Immerhin, der Stimmung tat das allerdings keinen Abbruch. Schon beim ersten Act Biffy Clyro wurde zumindest in den ersten Reihen lautstark mitgesungen, bei den Deftones kreiste ein erster Circle Pit durchs Auditorium und nicht nur Casper ließ tausende Hände klatschen.
Fans sind mit dem Programm zufrieden
Musikalisch etwas aus dem Rahmen fielen die Akustikrocker Tenacious D. Um Schauspieler Jack Black, die deutlich leisere Töne anschlugen. Aber es muss ja nicht immer dröhnen und Songs wie „Tribute“ (mit dem dezenten Refrain „Best Song in the World“) oder das schlüpfrige „Fuck her gently“ gehören bei Rock-Fans mittlerweile zur Allgemeinbildung.
Das Programm kommt an. Michael aus Castrop-Rauxel ist eigentlich nur wegen System of a Down angereist, nimmt das Vorprogramm aber gerne mit. „Casper kannte ich gar nicht“, berichtet er. „Auch wenn das nicht so hundertprozentig meine Musik war, haben die Kerlchen mich doch positiv überrascht.“
Wer pinkeln muss, verpasst eine Viertelstunde
Um die Ver- wie Entsorgung von Getränken war es nicht ganz so gut bestellt. In der gesamten vorderen Hälfte des Innenraums gab es nicht eine Bierbude; zum Durstlöschen ging es über die Tribüne in den Arena-Umgang, was mitunter lange Schlangen auf der Treppe mit sich brachte. „So ein Mist“, ärgert sich Nico aus Mülheim. „Von jeder Band verpasste mindestens 'ne Viertelstunde, wenn man mal pinkeln muss.“
Dessen gedenk verteidigten nicht wenige ihren Platz in der ersten Reihe vehement. „Ich bin schon seit 8 Uhr heute Morgen an der Arena“, weiß eine junge Frau mit Petticoat und Rockabilly-Frisur zu berichten. Sie will keine Sekunde von Volbeat verpassten und den Elvis-Metallern dabei so nah sein, wie es eben geht. „Ich habe die Jungs zwar schon bestimmt 20 mal gesehen aber die sind immer wieder der absolute Hammer.“