Gelsenkirchen.. Seit Juni stehen sie entlang der Emscher aufgebaut , in Gelsenkirchen an drei Stellen am und im Nordsternpark: die vom chinesischen Künstler Ai Weiwei gestalteten Zelte, die Emscherkunst-Gästen eine angemessene Bleibe für die Nacht bescheren soll. Noch ist die Nachfrage überschaubar. Aber sie steigt mit den Temperaturen.
„Die Kunst gewinnt immer“ – steht auf einem schwarzen Zelt voller Ai-Weiwei-Zitate. Wie dicke Käfer stehen die Zelte zwischen Kohlenwäsche und Amphitheater im Nordsternpark aufgereiht. Zehn Zelte sind es heute, alle unterschiedlich gestaltet. Fünf sind vermietet. Die meisten Mieter sind noch unterwegs in Sachen Emscherkunst.
Ein Kunst-Camper ist schon im Amphitheater, zum Konzert vom Rockorchester Ruhrgebeat. Die letzte Nacht hat Opa hier mit dem Enkel im Zelt verbracht. Das bunte Kinderfahrrädchen mit Stützrädern parkte malerisch vor dem kleinen Campingtisch, unter dem bunten Sonnenschirm, der vergeblich versuchte, die Apfelschorle auf dem Tisch vor der Hitze zu schützen.
Eher praktische Gründe
Sarah (27), Gloria (27) und Sebastian (30) haben sich für hellere Zelte zum Schlafen entschieden. Der Hitze wegen. Sie hoffen, dass es darin weniger heiß wird als in den dunklen. Ein Zelt ist übersät mit aufgedruckten Sonnenblumenkernen – eine Reminiszenz an die Millionen Porzellan-Sonnenblumenkerne, die Ai Weiwei in der Tate Modern Galerie in London ausgestreut hat als künstlerische und politische Aktion. „In der Tate Modern waren wir auch schon“, stellt Sebastian dann auch gleich klar.
Ai Weiwei kennt das Trio natürlich, aber der Hauptgrund zum Übernachten hier war eher das Praktische. Es ist halt eine gute Station auf dem Emscherradweg.
Die drei sind aus Dortmund hergeradelt. Wobei der Versuch, immer an der Emscher entlang zu fahren, an den vielen Baustellen scheiterte. 59 Kilometer sind sie an diesem Samstag deshalb geradelt, deutlich mehr, als der Plan vorsieht. Aber die Drei sind fit, machen regelmäßig Radtouren. Kein Problem also. Isomatte bzw. Luftmatratze und eine dünne Decke haben sie jeweils dabei. Es ist Samstag, 18 Uhr. Gleich geht es rüber zu Heiner’s in den Biergarten, wo sie am Sonntag früh auch mit Freunden aus Essen zum Brunch verabredet sind. Danach geht es gemeinsam den Emscherkunstweg entlang – bis Dinslaken.
Am Sonntag morgen ist es still im Nordsternpark. Die Radler sind schon auf der Strecke, die Reihen der Leihräder an der Zeltstation gelichtet. Benoit Riedel arbeitet für „Revierrad“, betreut die Zelte vor Ort und ist ganz Feuer und Flamme: „Das ist ja mehr als Übernachten. Man wird Teil der Kunst, das ist die Idee. Es haben auch schon Leute Zelte gemietet, um sie als Kunstobjekte bei Partys aufzustellen. Eine Frau hat sogar ein Zelt aufgehängt, vom ersten Stock aus.“ Die Zahl der Anfragen steigt nun nach einem eher mauen Auftakt in Gelsenkirchen mit seinen drei Standplätzen. Es muss sich halt noch rumsprechen. Bis Oktober ist Zeit.