Totgesagte leben länger. Zugegeben, für ein Haus findet der Volksmund vielleicht treffendere Sprüche. Aber beim Hans-Sachs-Haus trifft er durchaus zu. Zur Erinnerung: Die 2001 unter dem damaligen CDU-Oberbürgermeister Oliver Wittke vorangetriebenen Pläne, das herausragende Baudenkmal in öffentlich-privater Partnerschaft über ein Vermiet-Rückmietmodell zu sanieren, führten zu politischem Streit. Kritik gab es vor allem am Vertragswerk – die Kampagne vom „Millionengrab Hans-Sachs-Haus“ befeuerte den Kommunalwahlkampf. 2005 dann die drastische Kehrtwende. Der OB hieß jetzt Frank Baranowski. In der Stichwahl hatte der SPD-Politiker Wittke vom Amtssessel gedrängt. Die Vertrag wurde gekündigt und der Abriss beschlossen. Die Denkmalpfleger erteilten ihren Segen, das Ende schien besiegelt, die Sanierung nicht finanzierbar. 143 Mio Euro wurden in der Spitze als Maximal-Kosten errechnet. Das wirkte nach Horrorszenario.

Doch der Widerstand formierte sich, zunächst gegen Wittkes Vertragswerk und angetrieben von linken Fraktionen, später gegen den Abriss und von breiten Teilen der Bürgerschaft unterstützt. Nach zähen Verhandlungen ging das Hans-Sachs-Haus 2006 wieder in den Besitz der Stadt über. Die Kernsanierung war da schon wieder Option. Hinter der historischen Fassade wuchs schließlich seit 2009 der Neubau – mit Firmen-Pleiten zwischendurch, mit Verzögerungen, mit Mehrkosten, aber letztlich unaufhaltsam.

Die Ikone des Backstein-Expressionismus, 1927 nach den Plänen des Architekten Alfred Fischer realisiert, feiert eine fulminante Wiederauferstehung. Ende des Monats ist es endlich soweit. Dann wird den Bürgern ihr Haus präsentiert. Die Neugier scheint riesig. Hunderte Anmeldungen erreichten die WAZ-Redaktion kürzlich bei der Aktion WAZ öffnet Pforten. Neun Touren standen zur Wahl. Fast alle machten auch ein Kreuzchen beim Hans-Sachs-Haus. Ein gutes Zeichen.