Markus Töns hat einen guten Überblick über den Landtag. „Er sitzt nämlich ziemlich weit hinten“, weiß Sebastian Stachorra. Der 19-Jährige schlüpfte drei Tage lang in die Rolle des SPD-Landtagsabgeordneten und bekam zusammen mit über 220 anderen Jugendlichen aus NRW einen Einblick ins Arbeitsleben eines Politikers. Im Düsseldorfer Landtag durfte er sogar eine kurze Rede halten.

40 Sekunden. Das musste Sebastian reichen, um das Plenum vom neuen Nichtraucherschutzgesetz zu überzeugen. Aber Sebastian wandte einen Kniff an, um doch noch länger sprechen zu können. „Ich habe vorher einen Kollegen im Plenum angesagt, er solle eine Zwischenfrage stellen“, erklärt der 19-Jährige. „Das ist ein guter Trick“, lachen Heike Gebhard und Markus Töns. Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten laden einmal im Jahr einen Jugendlichen aus Gelsenkirchen ein, in ihren Arbeitsalltag zu blicken. Drei Tage durfte der Abiturient des Schalker Gymnasiums Landtagsluft schnuppern, Sitzungen besuchen, in Ausschüssen und Fachgruppen diskutieren oder Eilanträge beschließen. „Es ging um Themen wie ‘Fahren mit 16’ oder ‘Keine Fete an Feiertagen’“, erklärt Sebastian. Und findet: „Man bekommt Einblicke, die man sonst nicht bekommt.“ Spannend aber anstrengend fand er es, sich innerhalb kurzer Zeit Meinungen zu bilden und diese mit Argumenten vertreten zu müssen. „Da gab es teils heftige Auseinandersetzungen.“ Schon dafür lohne es sich, im Jugendparlament mitzumachen: „Um zu sehen, dass parlamentarische Arbeit auch mühsam ist.“ Das Bild, das politische Arbeit in der Öffentlichkeit hat, sei eben nicht unbedingt realistisch.

Einmal selbst in die Politik zu gehen, kann sich Sebastian aber nicht vorstellen. Ab Herbst wird er Philosophie und Ökonomie in Münster studieren. „Politik würde ich eher begleiten – etwa journalistisch.“ Dafür übt Sebastian schon einmal in einem politischen Blog, in dem er den Wahlkampf kommentiert. Zu lesen unter www.wahlgang.de