Überflutete Straße, vollgelaufene Keller – die Unwetter der vergangenen Wochen haben viele Gelsenkirchener zum Nachdenken gebracht. Was leistet die Kanalisation, und wer ist zuständig, wenn es mal nicht (ab)läuft?
Für alles, was vom Gullideckel aus senkrecht nach unten führt, sind die Gelsendienste verantwortlich. Die Mitarbeiter kontrollieren die Sinkkästen unterhalb der Gullideckel und überprüfen die Steigrohre.
Drei Sinkkastenfahrzeuge mit je zwei Mitarbeitern schickt Betriebsmeister Helge Grewe täglich in den Einsatz, um die Auffangbehälter in den Gullis zu leeren. Bei an die 32 000 Abläufen auf Gelsenkirchens Straßen leeren die Gelsendienst-Leute 100 bis 120 Körbe pro Tag. Einmal jährlich soll laut städtischem Plan jeder Sinkkasten gereinigt werden. „Wenn etwas zusitzt, fahren wir natürlich raus und reinigen auch zwischenzeitlich”, sagt Grewe.
Eigentlich sollen die Körbe, die unter dem Gullideckel sitzen, ähnlich wie ein Haarsieb in der Badewanne, Blätter und groben Dreck aus der Kanalisation und später aus den Klärwerken fernhalten. Allerdings, so Grewe, lande auch allerhand Müll in den Körben. „Alles, was die Straße so hergibt – Zigarettenkippen, Papier, Flaschen, und früher auch viele Dosen”, beschreibt er den „normalen” Inhalt eines Auffangkorbs. Mit dem Rüssel wird der Inhalt der Körbe ins Wageninnere gesaugt. Rund sechs Kubikmeter fasst der Tank, ein Korb 30 bis 40 Liter.
Ist so ein Auffangkorb beziehungsweise Sinkkasten verstopft, kann das Regenwasser nicht richtig abfließen – ähnlich wie das Badewasser bei verstopftem Haarsieb. Bei besonders starkem Regen, wie beim Unwetter Anfang des Monats, als rund 70 Liter Regen pro Quadratmeter auf die südliche Stadt niedergingen, können aber auch frisch gesäuberte Siebe nichts mehr gegen Überschwemmungen ausrichten.
Das Regenwasser fließt durch Gulli und Steigrohr in die Kanalisation und damit in den Zuständigkeitsbereich von Gelsenkanal. 680 Kilometer Leitungen ziehen sich unter der Stadt hindurch zu den Kläranlagen – sie gilt es zu pflegen, zu reinigen und zu erneuern. In Gelsenkirchen gibt es eine Mischwasserkanalisation. Das heißt, das in der Straßenmitte Hausanschlüsse und Straßenabläufe in einer großen Röhre zusammenlaufen.
Bei starkem Niederschlag füllt sich der Kanal und wenn er dann voll ist, kann von oben nichts mehr nachfließen. „Wenn unser Rohr nichts mehr fassen kann, steht das Wasser”, so Ulrich Stachowiak. Die vergangenen drei Wochen seien schon ziemlich heftig gewesen, sagt er. Obwohl – etwas gutes hat der Regen ja: Er hat die Kanalrohre gut durchgespült. „Umso weniger müssen wir reinigen”, sagt Stachowiak.
Wenn die Abwasserkanäle voll sind, könne es auch passieren, dass Wasser von unten durch ungesicherte Leitungen oben drücke und zum Beispiel Keller unter Wasser setze, erklärt Ulrich Stachowiak. Hausbesitzer bittet er deshalb, ihre Gebäude bzw. Leitungen gegen Rückstau abzusichern. Beratungen zur Rückstausicherung gibt es bei Gelsenkanal, 169 6317.
Info: www.gelsenkanal.de