Gelsenkirchen. Ein 37-Jähriger wurde bei einem Arbeitsunfall in einer Metallpresse eingeklemmt. Seine Organe wurden zerquetscht. Nach zwei Monaten in den Ev. Kliniken kehrt Reiner B. nun ins Leben zurück.

Wie es genau passiert ist, kann Reiner B. nicht genau sagen. Plötzlich lag er eingequetscht in der Metallpresse, an der er vorher schon Hunderte Male Autoteile vom Schrott getrennt hatte. Wären die Umstände nicht so glücklich gewesen-Reiner B. wäre nach wenigen Minuten gestorben.

Seit über zehn Jahren ist Reiner B. für die Gelsenkirchener Autoteileverarbeitungsfirma tätig. Sechs Wochen lang arbeitete an der Metallpresse, bis am Pfingstsonntag das Unglück geschah. „Wie ich dort hineingeraten bin, weiß ich nicht mehr“, sagt der 37-Jährige Wattenscheider. Seine Kollegen handelten blitzschnell und drückten den Not-Aus-Knopf. Ein Glück, denn die Maschinenarme berührten sich zwar, durchtrennten den Mann allerdings nicht. Fünf bis zehn Minuten vergingen, bis Reiner B. aus der Maschine geborgen war. „Meine Kollegen hatten Angst, die Maschine elektronisch aufzufahren, denn sie wussten nicht, ob die Arme zuschnappen würden.“

Vier Liter Blut im Bauchraum

Für Reiner B. kamen diese Minuten wie eine Ewigkeit vor. Immer wieder verlor er das Bewusstsein, konnte kaum Atmen. „Ich dachte mir:, Hol’ noch einmal tief Luft und dann schlaf ein, damit du keine Schmerzen beim Sterben hast.’ Doch ich wachte immer wieder auf.“ Die Rettungskräfte waren schnell vor Ort und als sich die Presse öffnete bot sich auch den Kollegen ein schreckliches Bild. Reiner B. war einmal diagonal von der Schulter zum Becken zerquetscht worden.

Schnell wurde der Patient in die Evangelischen Kliniken gefahren und traf im bewusstlosen Zustand in der Notaufnahme bei Dr. Hubertus Nottberg ein. Gute acht Stunden wurde Reiner B. operiert. „Der Patient hatte noch Glück, dass die Presse so zudrückt hat, dass kein Blut in den Bauchraum geflossen ist“, sagt der Operateur. Alleine in den zehn Minuten des Rettungsweges hatten sich vier Liter Blut im Bauchraum angesammelt. Die Lunge, die Bauchspeicheldrüse und der Dünndarm waren zerquetscht, von der Leber waren nur noch 20 bis 30 Prozent übrig. So etwas hatte selbst der Chefarzt der Gefäßchirurgie noch nicht gesehen, obwohl er zwölf Jahre lang Lebern in der Münsteraner Uniklinik transplantiert hatte.

Patient kann das Krankenhaus bald verlassen

Reiner B. wurde nach der OP ins künstliche Koma versetzt und die einzelnen Leberstücke im Bauchraum nachgezüchtet und in kleineren OPs wieder zusammengesetzt. Stück für Stück entstand somit wieder ein voll funktionsfähiges Organ.

In den ersten Monaten wurde Reiner B. an viele medizinischen Geräte angeschlossen, die die Körperfunktionen übernahmen.

Heute, zwei Monate nach dem Unfall, ist Reiner B. wieder so weit genesen, dass er in den nächsten Tagen das Krankenhaus verlassen kann und in die Reha geht. „Ich kann aufstehen, laufen und bald wieder alles essen und trinken, wie ein normaler Mensch“, sagt er. Körperliche Folgeschäden wird er nicht davon tragen. Ob er aber jemals wieder an der Maschine arbeiten wird, ist unklar. „Es ist ein Wunder. Die Umstände waren sehr glücklich: Von der Reaktion der Kollegen über die gut funktionierende Rettungskette bis hin zur Heilung“, so der Chefarzt. Der Patient ergänzt: „Doch ohne die Kraft durch meine Familie und der Ärzte hätte ich das nie geschafft.“