Gelsenkirchen. Ausnahmezustand im Consol Theater: Eine ellenlange Schlange hat sich gebildet, es gibt eine Warteliste für Eintrittskarten, Stühle werden im Saal dazugestellt. Auf der Flucht vor „Humtata”-Beschallung strömen die Musikfans in Scharen zum traditionellen „Jazz trotz(t) Karneval".
Zumal in diesem Jahr ein besonderes Bonbon auf dem Programm steht: 23 Jahre nach ihrer Gründung hat Dietmar Schmahl die Big Band „Saxomanie & Brass” reformiert und speziell für diesen Anlass ein Programm einstudiert. Dass es ihm sichtlich Spaß macht, nach der langjährigen Pause (der letzte Auftritt des Ensembles fand Mitte der 90er statt) wieder am Pult „seiner” Big Band zu stehen, merkt man ihm an: Er muss nicht mit großen Gesten den Takt schlagen, das kann die fulminante Rhythmusgruppe auch allein. Stattdessen gibt Schmahl punktgenaue Einsätze und lässt sich ansonsten sichtlich zufrieden von diesem kräftigen, satten Sounds tragen.
Im ersten Teil erklingen instrumentale Stücke zwischen Swing und Latin. Bei Peter Herbolzheimers ruhiger, melodiöser „Ballad for a friend” glänzt Solist Christian Kappe am Flügelhorn mit samtig weichem, gefühlvollem Klang. Mit dem Mambo- und Salsa-lastigen „Spanish fire” folgt dann ein abrupter Stimmungswechsel, der in einem Doppelsolo für Percussion und Drum Set mündet, bei dem Dirk Seiler und Marco Bussi glänzen.
In der Pause geht leider das Kontrastprogramm, das Heinz Oelmann (Piano), Achim Kraemer (Drums) und Stefan Werni (Bass) in der Kellerbar liefern, etwas unter. Dafür geht es nachher im Saal umso mitreißender weiter: Daniela Rothenburg und „Saxomanie”-Initiator Klaus Dennemann verstärken die Big Band als Sänger und begeistern mit Standards wie „A tisket, a tasket” oder „Night and day”. Und das ganz ohne „Helau”.