Gelsenkirchen. Metzgereien in Gelsenkirchen geraten durch die Lebensmittelketten immer mehr unter Druck, die Preisschlacht ist für die Betriebe nicht zu gewinnen. Handwerksbetriebe müssen mit Qualität, Kundennähe, Vielfalt und Innovation dagegen halten, glaubt Obermeister Heinrich Thelen. Die Metzgereien haben längst die Nische Catering und Partyservice für sich entdeckt.
Die reinen Zahlen sprechen für sich: Vor gut 25 Jahren hatte die Fleischerinnung in Buer und Gelsenkirchen noch 102 Mitgliedsbetriebe. Aktuell sind es 35 – inklusive Dorsten. Eine Branche steht unter Druck. Das Handwerk kämpft gegen Lebensmittelketten. Zumindest die Preisschlacht ist für die Metzger nicht zu gewinnen. Das weiß auch Obermeister Heinrich Thelen. Sein „Wahlspruch alle zehn Jahre: Ich muss zu der Hälfte zählen, die über bleibt.“
Im Mai wurde die Fleischerei durch NRW-Umweltminister Johannes Remmel in Düsseldorf geehrt. Inhaber Heinrich Thelen wurde der Preis „Meister.Werk.NRW“ für ausgezeichnete Qualität verliehen. Die Würdigung zeigt, wo Thelen seine Zukunft und die der Metzgerbetriebe sieht, wo er sich absetzen will – mit Auswahl, handwerklichen Produkten, Beratung, mit Innovationen („so was wie das Püttchen oder den Steigerschinken bekommt man nur bei uns“), eben mit mehr „Klasse statt Masse“, mit regionalem Einkauf und regionaler Vermarktung. Sein Fleisch bezieht er von den Schlachthöfen in Gelsenkirchen oder Duisburg, die Tiere sind in der Regel am Niederrhein oder im Münsterland aufgewachsen, Rindfleisch kommt schon mal aus Bayern in die Kühltheke.
Tiere von Bauern aus der Region
„Aber anders als die Medien es vermitteln, ist die Herkunft beim Kunden im Laden eigentlich kaum ein Thema“, sagt Thelen. Die Kundschaft scheint dem Metzger Grundvertrauen entgegen zu bringen.
An den Wurst- und Fleischtheken spürt Astrid Thelen die wirtschaftliche Situation. „Natürlich ist das von Standort zu Standort unterschiedlich“, aber insgesamt sei Gelsenkirchen nicht unbedingt die Stadt für einen Kundenkreis, der ausgewähltes Markenfleisch bevorzugt. „Das sind hier maximal fünf bis 15 %.“ Also steht der Metzger zwangsläufig im Wettbewerb zu Massenanbietern im Supermarkt und zunehmend unter Preisdruck durch diese Konkurrenz. Dabei, meint Thelen, seien die Unterschiede eigentlich nicht so riesig. Vergleiche man den Kilopreis zum Beispiel beim Schweinerückensteak, läge Metzgerware mit 7,90 bis 8,90 Euro etwa 1,50 bis 2 Euro über der Discountware.
30 Prozent Einnahmen aus Catering und Partyservice
Dort müsse man dann aber oft ein Großgebinde nehmen, während der Metzger nach Wunsch zuschneide. Und: „Discounter rücken nur ein begrenztes Sortiment in den Fokus der Kunden“, Handwerksbetriebe produzierten Vielfalt. „95 % unserer Ware fertigen wir selbst“, sagt Thelen. Den Anteil der qualifizierten Kräfte im Handwerk beziffert er mit 75 %. „In der Industrie ist das Verhältnis eher umgekehrt.“
Bei Thelen bedient man längst die Schiene Catering und Partyservice, um sich breiter aufzustellen. Den Umsatzanteil beziffert Hans Kipfstuhl mit etwa 30 %. Tendenz steigend.
Ausbildung in verschiedenen Sparten
Auf knapp 100 Mitarbeiter in Gladbeck und Gelsenkirchen kommt Heinrich Thelen, Etwa die Hälfte arbeitet in der Produktion in Erle und den vier Fleischereien. Rund 45 Mitarbeiter hat zudem die Thelens Vitus GmbH, die auf Partyservice spezialisiert ist. Der Betrieb bildet vielfach aus, unter anderem Fleischer, Köche, Systemgastronomen und Bürokaufleute.