Gelsenkirchen. Zwei Jahre nach dem entsprechenden Ratsbeschluss waren alle Kriterien, die TransFair e.V. von einer angehenden Fairtrade-Kommune erwartet, erfüllt. Im Kulturraum „die flora“ fand die Auszeichnungsfeier statt.

Geschafft, Gelsenkirchen ist seit Donnerstag ganz offiziell Fairtrade-Stadt. Die Urkunde von TransFair e.V besiegelt das. Hier Eckpunkte und ein Standpunkt:

Der Verein TransFair

Der TransFair e.V. arbeitet seit seiner Gründung vor 21 Jahren mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Als unabhängige Initiative handelt TransFair nicht selbst mit Waren, sondern vergibt Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen. Hervorgegangen ist TransFair aus der AG Kleinbauernkaffee e.V. Die Gründungsväter und-mütter sind aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Kirche und Verbraucherschutz.

Was fairer Handel bewirkt

Grundsätzlich gilt: Wer Produkte mit dem Fairtrade-Siegel kauft, hat die Gewissheit, dass arbeitende Menschen in armen Regionen der Welt faire, stabile Löhne bekommen. Fairtrade heißt auch: keine ausbeuterische Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit! Kleinbauern und Arbeiter in zertifizierten Kooperativen und Plantagen können ihre Kinder zur Schule schicken – ein hohes Gut. Außerdem trägt fairer Handel zur Verbesserung des Gesundheitswesens bei.

Fairtrade-Stadt nicht endlos

Nein, die Auszeichnung gilt für zwei Jahre, dann werden die Kriterien erneut durch TransFair geprüft. Anders gesagt: Abspringen sollte niemand – aber jederzeit gern ins Boot der fairen Anbieter kommen. Wie sagte Superintendent Rüdiger Höcker in seiner launigen Rede so schön? „Und nun arbeiten wir daran, dass es in Gelsenkirchen bald in jedem Geschäft mindestens zwei fair gehandelte Produkte und in der Gastronomie zwei faire Getränke gibt.“

Wo es in GE Faires gibt

In Gelsenkirchen gibt es 51 Einzelhandelsgeschäfte und 19 Gastronomiebetriebe, die sich durch Plakette beziehungsweise Urkunde als Unternehmen mit fair gehandelten Dingen ausweisen. Wer es im einzelnen wissen möchte: Im aGEnda21-Büro an der Von-Oven-Straße 19, 1479130, gibt es Informationen. Auch über die Schulen, Vereine und Kirchen, in denen faire Produkte angeboten werden. Anfragen per Email gehen an: fairtrade@agenda21.info.

Das sagt der OB

„Man könnte nun sagen, müssen sich die in Gelsenkirchen auch noch um den fairen Welthandel kümmern? Meine Antwort darauf lautet klar: Ja, wir sollten das tun. Es nicht zu tun, wäre unsolidarisch. Wir können nicht beklagen, dass in unserem eigenen, reichen Land die Gier nach immer höheren Profiten zu Dumpinglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen führt – und es zugleich hinnehmen, dass dies in anderen Ländern geschieht. Das wäre scheinheilig.“

Die Auszeichnungs-Feier

Gänsehaut pur beim Gesang der 13-jährigen Sophia Schwerthöfer von der Opera-School, auf den Punkt gebrachte Reden – und dann die Belohnung: Katja Wahli von TransFair e.V. überreichte OB Frank Baranowski die Urkunde, die Gelsenkirchen zur Fairtrade-Stadt macht. „Gelsenkirchen übernimmt Verantwortung im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit“, sagte die Essenerin und schielte auf ihre Heimatstadt, die es bisher nicht zur Auszeichnung gebracht hat. Rüdiger Höcker, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises, erinnerte an die Ursprünge des Fairhandel-Gedankens.

Und begann anno 1978, dem Jahr der kirchlichen Kampagne: „Kauft keine Früchte der Apartheid.“ Dann das „masochistische Unterfangen“ schlechthin: Nicaragua-Kaffee. Wer den gewöhnungsbedürftigen Vorgänger köstlichen fair gehandelten Kaffees auch kennen lernte und aus Überzeugung dennoch tapfer getrunken hat, der schmunzelte im Kulturraum „die flora“ zustimmend.

Und dann standen für einen kurzen Augenblick die im Rampenlicht, die nach dem Ratsbeschluss vor zwei Jahren in die Hände gespuckt haben: die Mitglieder der Steuerungsgruppe, die den Fairtrade-Prozess begleitet und vorbereitet hat. Und anschließend eine Reihe von Geschäftsleuten und Gastronomen, die faire Produkte anbieten bzw. ausschenken. Ebenfalls gewürdigt wurden das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung und die ev. Gesamtschule, Vereine und Kirchenvertreter. Wie es weiter geht? Ärmel hoch und weiter machen, damit GE Fairtrade-Stadt mit Nachhaltigkeit wird.