Gelsenkirchen. Rund 250 Menschen zogen Dienstagabend zum Zeichen der Solidarität mit der Protestbewegung in der Türkei über die Bahnhofstraße. „Taksim ist hier!“

Benno Nothardt war als Tourist in Istanbul unterwegs. Ohne zu wissen, was los war, geriet er in diesen „Gasniesel“. „Erst im Flugzeug habe ich später aus der Zeitung erfahren, was los ist.“ Der Duisburger, Lehrer am Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe (WEL) in Resse, war schockiert. Denn: „Es geht ja auch um Menschen, die wir kennen, um die wir uns sorgen“, sagt er.

Nothardt spricht damit die türkische Partnerschule des WEL, die Borusan Asim Kocabiyik Anadolu Teknik Lisesi (BAKATL) in Büyükcekmece an, mit der seit 2004 eine reger Austausch gepflegt wird.

Lehrer bekunden Solidarität

Die freundschaftlichen Verbindungen, die seither gewachsen sind, führten im WEL-Kollegium schnell zu großer Unterstützung für Nothardts Plan: Wir senden ein Zeichen unserer Solidarität. Über 40 Kollegen unterschrieben, was Nothardt formuliert hatte: „Liebe Freunde, liebe Kollegen, wir bewundern Euren demokratischen Mut und den der Menschen in der Türkei. Sorgenvoll beobachten wir hingegen die Gewalt der Polizei. Wir hoffen, dass die Ereignisse für Euch zu einem guten Ende führen.“ In deutscher und türkischer Sprache verfasst, verließ die Botschaft Gelsenkirchen.

Solidarität mit den demokratischen Kräften in der Türkei und den Demonstranten, die Opfer gnadenloser Polizeigewalt wurden, dokumentierten Dienstagabend rund 250 Menschen, die meisten mit türkischen Wurzeln. Die Linke hatte gemeinsam mit unter anderem dem Alevi-Bektasi Kulturzentrum zur Demo aufgerufen. Die Grünen schlossen sich dem Aufruf an. Sie selbst hatten bereits an Samstag in einer Resolution die Regierung Erdogan aufgefordert, „Gewalt gegen die Demonstrierenden sofort einzustellen und nach Lösungen im Dialog zu suchen.“

„Taksim heißt Widerstand, Taksim ist hier!“ skandierten die Leute auf dem Weg vom Bahnhofsvorplatz zum Neumarkt immer wieder. Aber selbst hier drohte der friedliche Charakter zweimal in Gewalt auszuarten. Eine Gruppe von Männern, offenbar Anhänger der türkischen Regierungspartei AKP, sorgten dafür mit provokativen Sprüchen. Polizei und Demonstranten verhinderten ein Ausschreiten. Vor der ev. Altstadtkirche verurteilte dann u. a. der Vorsitzende des Alevi Kulturzentrums, Recai Aksu, die Gewalt gegen friedlichen Protest, bei dem „Menschen ihr Augenlicht verloren und andere ein Schädelhirntrauma erlitten haben“. Einer Zuhörer hielt sein Plakat einer Antwort gleich hoch: „Stoppt die Diktatur Erdogan.“