Gelsenkirchen. Im Rahmen der „Zweierlei“-Reihe in der Matthäuskirche gab es Johann Sebastian Bach zu hören – aber ganz anders: Mit Swing und Rhythmus transponierte das Thomas Gabriel Trio die barocken Kompositionen ins 21. Jahrhundert.

Erklingt bei den Konzerten der „Zweierlei“-Reihe in der Matthäuskirche (Middelich) normalerweise geistliche Musik, stand zum Saisonabschluss am Sonntag zwar Johann Sebastian Bach auf dem Programm – aber ganz anders: Mit Swing und Rhythmus transponierte das Thomas Gabriel Trio die barocken Kompositionen ins 21. Jahrhundert.

Bach in Jazz? Das ist per se keine grundlegend neue Erfindung; am berühmtesten dürften wohl Jacques Loussiers „Play Bach“-Interpretationen sein. Aber Thomas Gabriel, Kirchenmusiker und Komponist aus Essen, erklärt seinen Ansatz: „Natürlich lieferte u.a. Jacques Loussier die Inspiration, Bach zu verjazzen, aber bei ihm waren es oft nur einzelne Motive, die improvisatorisch fortgesponnen wurden. Wir spielen stets das gesamte Werk.“

Originalmelodien werden ausgeschmückt

Soll heißen: Harmonische und architektonische Struktur bleiben unangetastet, man erkennt die Originale noch, wie beim einleitenden G-Dur-Orgelkonzert BWV 592. Aber die Musik klingt, als hätte Bach sie nicht vor 300 Jahren, sondern gerade eben komponiert: Aus „Tempo Giusto“ wird Hot Swing, aus „Grave“ wird Blues; Gabriel und seine Kollegen Gunnar Polansky (Bass) und Martin Klusmann (Schlagzeug) nehmen Bachs Material und formen daraus ein de facto neues Werk, das vertraut und aufregend neu zugleich klingt.

Die Originalmelodien werden mit Blue Notes und typisch jazzigen Phrasierungen umspielt und ausgeschmückt, die ursprünglichen Harmonien zu komplexen Jazzakkorden erweitert, Taktarten modifiziert (Bach im Fünf-Viertel-Takt muss man gehört haben).

Publikum war begeistert

Zu der inspirierten, ansteckenden Musik gibt es noch launige Moderationen des Trio-Chefs. So geht das Publikum bei der c-Moll-Partita mit Johann Sebastian Bach auf Zeitreise über Bar-Piano („Allemande“) und Verkehrschaos („Courante“) ins 21. Jahrhundert.

Gut 90 Minuten spielt das Trio – nach dem Applaus zu schließen, dürfen Gabriel und Co. gerne wiederkommen!