Zwei Geschichten, zwei Choreographien, aber ein großes Thema: Die Suche nach dem Glück und der schmerzliche Verzicht dominieren die nächste Ballettproduktion am Musiktheater im Revier. Der Doppelabend „Die Geschichte vom Soldaten“ und „Orpheus“ feiert am Sonntag, 23. Juni, Premiere im Großen Haus.

Diesmal wird nicht Ballettchefin Bridget Breiner den tänzerischen Ton angeben, sondern zwei Gastchoreographen werden ihr Bewegungsvokabular präsentieren. Mit Cathy Marston, Ballettdirektorin des renommierten Bern Ballett, und Jiři Bubeníček, der viele Jahre als Tänzer in der Hamburger Compagnie von John Neumeier große Erfolge feierte, kommen zwei versierte Kenner der internationalen Tanzszene nach Gelsenkirchen.

Konzeptionelle Verknüpfungen zwischen beiden Choreographien gibt es nicht. „Was beide Stücke eint“, sagt Jiři Bubeníček, „ist die Musik von Igor Strawinsky. Sie ist die Seele des Abends.“ Der nämlich komponierte sowohl die Musik für das alte russische Märchen vom „Soldaten“ als auch für die antike griechische Sage „Orpheus“.

Für den jungen Soldaten liegt alles Glück der Welt in materiellen Dingen. Da kommt ihm der Teufel gerade Recht mit seinem faustischen Pakt: Beelzebub verspricht dem Soldaten ein Leben im Luxus im Tausch gegen seinen einzigen Besitz, eine Geige. Der Preis: Der Soldat verzichtet auf persönliches Glück. Vergeblich versucht der Mann später, den teuflischen Pakt wieder zu lösen. Auch „Orpheus“ sucht sein Glück. Verzweifelt über den Tod seiner geliebten Eurydike steigt er ins Totenreich hinab und scheitert bekanntlich an seiner eigenen Schwäche.

Cathy Marston entführt das Publikum nicht ins Totenreich, sondern in eine explodierte, heutige Welt. Neben Orpheus bringt sie Eurydike gleich zwei Mal auf die Bühne, als Seele und als Körper: „Dazu gesellt sich ein Todesengel im Militärkostüm, von dem man nicht weiß: Ist er aggressiv oder friedlich?“ Aber auch dieser Orpheus wird scheitern an seiner Ungläubigkeit.

Ballettproduktionen, die erzählen

Das 25-köpfige Orpheus-Orchester wird Chefdirigent Rasmus Baumann leiten. Den Soldaten begleiten dagegen nur sieben Musiker. In dieser Choreographie gesellt sich als Sprecher der Schauspieler Sebastian Schwab zu den Tänzern. Die titelgebenden Rollen werden Junior Demitre (Soldat) und Sergio Torrado (Orpheus) tanzen. Beide Choreographen sind überzeugt: „Gerade in Zeiten der Krisen wünscht sich das Publikum wieder Handlungsballett.“ Im MiR wird dieser Wunsch in Erfüllung gehen.