Gelsenkirchen. Werner Rüller hat seine Tischlerwerkstatt in Heßler eingerichtet und seine Partnerin Justina Osadnik verkauft dort skandinavische Mode. Ihr Laden „Coffee & Kleid“ hat ein Vorbild in Essen-Rüttenscheid. Dort ist das Paar ebenfalls im Geschäft

Zwei Dinge verbinden den 48-Jährigen mit der ehemaligen Gewürzmühle Werner im Ortsteil Heßler: der (Vor)Name und seine Werkstatt im alten Gemäuer an der Kanzlerstraße 57. Werner Rüller ist Pächter der alten Gewürzmühle. Sein Gewerk indes ist ein völlig anderes. Rüller baut Möbel aus altem Bauholz. Ladeneinrichtungen und Design-Einrichtungsgegenstände jeder Art. Auch Skulpturen gehören zu seinem Repertoire.

Kaum zu glauben, dass der Mann mit Hut im weißen, lässigen Hemd bis vor gar nicht langer Zeit in seinem Erstberuf als Elektrotechniker weltweit unterwegs war, um Dampfkesselanlagen einzubauen.

Sein kreatives Talent im Umgang mit Holz rief er unter anderem ab, als er die Einrichtung für den skandinavischen Modeladen seiner Frau in Essen-Rüttenscheid baute. „Coffee & Kleid“ auf der Einkaufsmeile Rüttenscheider Straße, der „Rü“, bekam die besondere Einrichtungsnote. Die den Kundinnen von Justina Osadnik ausgesprochen gefiel. Die Nachfrage nach solch individuellen Möbelstücken ließ denn auch nicht lange auf sich warten.

Der Charme der alten Mühle war stärker

Das Interesse an den etwas anderen Stücken weckte Rüllers Ehrgeiz, etwas Neues anzupacken. Der Essener ließ sich zum Tischler ausbilden. Und machte sich anschließend auf die Suche nach einem geeigneten „Showroom im zentralen Ruhrgebiet“, wie er sagt. Auf der Internetplattform „immoscout“ wurde er erstaunlich schnell fündig. Aber, lacht er heute: „Ich habe erstmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Hier war locker 20 Jahre lang nichts gemacht worden.“ Leerstand halt.

Werner Rüller ahnte, welche Arbeit auf ihn zukommen würde – aber Widerstand war zwecklos. Der Charme der alten Gewürzmühle war stärker. Seit dem 25. Januar hat er das Haus gepachtet. Und nicht ganz fünf Monate später bekam „Coffee & Kleid“ ein zweites Standbein – an der Kanzlerstraße in Heßler.

Altes trifft grazile Leichtigkeit

Der Outlet-Laden von Justina Osadnik im oberen Bereich, die Tischler-Werkstatt hinter der alten Tür ein paar Stufen abwärts. Draußen vor der Tür ein Tisch, ein paar Stühle für alle, die Kleiderkauf gern mit einem Kaffee verbinden. Das Ambiente ist eine Mischung aus altem Mauerwerk, freigelegten Holzbalken und der grazilen Leichtigkeit der skandinavischen Mode. Was die auszeichnet, beschreibt Röllers Frau Justina Osadnik so: „Die Sachen sind individuell, bequem und sehen gut aus.“ Das Besondere seien die liebevollen Details an den Kleidungsstücken.

Im Vergleich zu ihrem Rüttenscheider Geschäft stehen in der alten Gewürzmühle bis auf den großen Tisch noch keine Einrichtungsgegenstände aus der Werkstatt ihres Mannes. Unter anderem im antiken Spiegel mit Goldrand verfängt sich (noch) der Blick.