Gelsenkirchen. Ehrenamtler unterstützen das Projekt „Zurück zur Natur“der Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung und bauten mit Jugendlichen eine Kompostkiste. Dort fressen sich jetzt 2000 Würmer satt.

Einen großen, bunten Platten-Kuchen haben sie für den Tag gebacken, der ihnen Besuch von der Ehrenamtsagentur und der Verwaltung beschert. Mit roten Marzipanblumen drauf, mit Stachelbeer-gedeckten Teigbeeten, mit einer Laube aus Lebkuchen, mit Schoko-Hügeln und Kekswegen, mit einer süßen Würmerkiste, aus der quietschbunte Weingummiwürmer krabbeln.

So farbenfroh ist die Realität an diesem Vormittag in der Kleingartenanlage Bulmker Erlenkamp nicht. Es regnet, Tropfen machen die Blüten schwer, die Kohl-Hochbeete überziehen Vliesabdeckungen als Schneckenschutz, dazwischen machen sich Rhabarber, Kartoffeln und Beerensträucher breit, die Laube am Ende der Parzelle hat noch dringenden Erneuerungsbedarf. Daneben steht die hölzerne Würmerkiste, die seit März gebaut wurde und in der bald die Kompost-Produktion anläuft.

Seit 2009 gehört Gartenarbeit zum Schulleben

Den Kleingarten bewirtschaften Schüler der Hansaschule, der Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, mit ihren Lehrern. Seit 2009 gehört Gartenarbeit zum Schulalltag und auch mit zum Kleingartenleben. „Das ist auch ein Stück Freizeit- und Berufsperspektive für unsere Schüler“, sagt Schulleiter Josef Schaper. Ganz nach ihren Möglichkeiten kommen die Jugendlichen zum Einsatz, übernehmen aktive Rollen bei Pflege, Saat und Ernte, beim Ausbau der Parzelle. Donnerstag sind Dohan, Saime, Ezdin und Lina, allesamt aus der Berufspraxisstufe der Hansaschule, in größerer Runde gefordert. Es gilt, im Projekt „Zurück zur Natur“ symbolisch einen weiteren Abschnitt zu eröffnen – und dazu tragen sie Arbeitshandschuhe. Beherzt greifen sie in eine Plastikwanne, in der es sich nur so schlängelt und windet, und werfen Würmer in die Holzkiste. Die werden sich dort über Grün- und Gemüsereste hermachen und Gartendünger produzieren.

2000 Kompostwürmer von der Wurmfarm

2000 Kompostwürmer hat Thomas Brysch von einer Wurmfarm geholt. Mit den Schülern hat der Garten und Landschaftsbauer die Kiste gebaut. Normalerweise ist er als Ausbilder tätig. Für die Hansaschule hat er mit geistig Behinderten bereits ein Insektenhotel gebaut, nun den Komposter. „Das war eine gute und neue Erfahrung. Das hat Spaß gemacht.“

Ehrenamtler, Verwaltung und das Blumenparadies Schley haben die Aktivitäten mit praktischer Hilfe und Geldspenden angeschoben. „Da hat sich eine sehr passable Zusammenarbeit entfaltet“, freut sich Schaper. „Es gibt hier sehr elementare, naturnahe Arbeiten zu leisten. Davon profitieren unsere Schüler.“

Centspenden der Stadtmitarbeiter zahlen sich aus

Obst und Gemüse aus dem Kleingarten werden in der Förderschule verarbeitet, aber auch verkauft, um neue Setzlinge und Pflanzen zu finanzieren. Wöchentlich sind vier bis sechs Schüler im Einsatz. Die Gartenarbeit betreut Lehrerin Susanne Boritzki. Die alte Laube auf der Schulparzelle hat zwar Wasseranschluss und eine Toilette, soll aber noch, möglichst mit Fachunterstützung, saniert werden.

Über die Gelsenkirchener Ehrenamtsagentur haben die 160 Hansaschüler praktische Hilfe bekommen. Dass sie nun Teil der Anlage Bulmker Erlenkamp sind, begrüßt Hans-Jürgen Meißner, Vorsitzender der Ehrenamtsagentur. „So ist für beide Seiten Identifikation entstanden, das ist ein Beitrag zur Integration.“ Auch rund 300 Stadtmitarbeiter leisteten ihren Beitrag: Sie verzichten im 2. Jahr auf den Betrag hinterm Komma beim Monatsgehalt, maximal sind das pro Kopf 11,88 € im Jahr. Die Centbeträge summieren sich zur größeren Hilfe. 1200 € flossen so an Bürgerstiftung und Ehrenamtsagentur.