Gelsenkirchen.
Die Nahversorgung im Ortsteil Heßler ist für die Menschen, die rund um den Fersenbruch leben, derzeit noch recht gut geregelt. Leerstände prägen mittlerweile zwar das Bild an der Durchgangsstraße, doch neben einer Bäckerei ist der Anker im Quartier der Edeka-Markt. Den betreibt Marc Zierles seit Jahren und möchte dies auch weiterhin gerne tun, allerdings in einer vergrößerten Variante, die für ihn wirtschaftlich attraktiv ist. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer.
Das Grundproblem
Das Gebäude am Fersenbruch 28 ist nach Lage der Dinge nicht mehr rentabel. Umsatz und Ertrag, teilte der Kaufmann in einem Schreiben der SPD-Stadtverordneten Barbara Filthaus mit, seien rückläufig und mündeten mittlerweile sogar in Verluste. Ohne Perspektive auf einen größeren Neubau wolle er den Markt im Dezember 2013 schließen, spätestens aber im Sommer 2014, wenn der Vertrag auslaufe, so Zierles. Ohnehin halte ihn neben seiner Verpflichtung dem Stadtteil gegenüber nur noch die Hoffnung, dass eine in Aussicht gestellte Verlagerung umgesetzt werden würde.
Das Projekt
Als Partner will die Edeka Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr in Moers im Boot bleiben und einen Neubau in Heßler realisieren, der nur ein paar Meter entfernt vom Altstandort entstehen soll, um einen attraktiveren Markt mit Vollsortiment zu etablieren. 14 bis 15.000 Produkte sollen angeboten werden, dazu wird eine Verkaufsfläche von etwa 2000 Quadratmetern benötigt. Berücksichtigt man zusätzliche Flächen für Parkplätze, Lager, Getränkemarkt und anderes muss es sich um ein Areal von rund 5000 bis 6000 Quadratmetern handeln.
Der Investor
Helmut Kremers steht mit dem Unternehmen K&K (Volker Kaus & Kremers) bereit. „Wir wollen in Heßler ein Investment in Höhe von 6 bis 7 Millionen Euro tätigen, um das Projekt umzusetzen und anschließend langfristig an die Edeka zu vermieten“, sagten die Partner im Gespräch mit der WAZ am Firmensitz in Duisburg. Als tatsächliche Entwicklungszeit benennt K&K einen Zeitraum von gut zwei Jahren. In der Vergangenheit (Kremers: „Das Projekt läuft seit gut vier bis fünf Jahren“) habe man sich zuletzt auf zwei Standort-Diskussionen eingelassen, von denen nach Auffassung von Kaus und Kremers aber nur noch einer realisierbar erscheint.
Der Standort-Favorit
Der Standort-Favorit ist ein Sportplatz auf dem Gelände des SV Hessler 06 an der Kanzlerstraße, und zwar der Tennenplatz, der direkt an die ehemalige Grundschule grenzt und die Flächendimension liefert, die Edeka benötigt, um einen Markt mit Vollsortiment unterhalten zu können. Die Zufahrt würde über die Grothusstraße erfolgen müssen. Im Gegenzug, bestätigte Rainer Konietzka, Vorsitzender des Fußball-Vereins, will K&K auf dem Gelände einen Kunstrasenplatz bauen, den der SV nach eigenen Angaben dringend benötigt.
Die geplatzte Alternative
Im Gespräch war bisher auch ein Gelände an der Grimmstraße, und zwar von den Hausnummern 25 bis 35. Diese Überlegung ist allerdings in einem Gespräch am vergangenen Freitag, an dem nach WAZ-Informationen auch Stadtdirektor Michael von der Mühlen teilnahm, zu den Akten gelegt worden, weil die Eigentümerin, die Deutsche Annington, zum einen nur zu marktüblichen Preisen veräußern will und zum anderen die Immobilien aufgrund langer Mietverhältnisse auch nicht einfach freiziehen kann.
Das sagen die Beteiligten
Die Verwaltung
Stadtbaurat Michael von der Mühlen: „Wir möchten die Nahversorgung in Heßler gewährleistet sehen. Um alles korrekt abzuwickeln, wollen wir bis Ende des Jahres eine Machbarkeitsstudie anfertigen, mit der wir dann in den Planungsausschuss gehen, um sie der Politik vorzulegen. Um an der Stelle einen Lebensmittelmarkt zu bauen, müsste unter anderem der regionale Flächennutzungsplan geändert werden.“
Die Politik
Barbara Filthaus, SPD: „Ich unterstütze eine Neuansiedlung von Edeka auf dem Sportplatz . Nicht nur der Lebensmittelmarkt selbst ist wichtig für die Nahversorgung, auch die Person Marc Zierles ist es aufgrund seines sozialen Engagements in Heßler.“
Wolfgang Heinberg, CDU: „Die Nahversorgung muss erhalten und stark bleiben. Wichtig ist aber auch, dass die Grundstruktur des Ensembles Jahnplatz und Jahnbad unberührt bleibt. Außerdem muss bei Überplanungen berücksichtigt werden, dass mit einem neuen Edeka-Standort der Stadtteil wandert und der Mittelpunkt sich verändert.“
Der SV Hessler 06
Rainer Konietzka, Vorsitzender: „Wir benötigen dringend einen Kunstrasenplatz, um den Trainings- und Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können. Wir haben 14 Jugendmannschaften und insgesamt 390 Kinder im Verein, dazu kommen noch die Senioren. Mit einem Platz weniger könnten wir dann leben, wenn aus dem Naturrasen- eine Kunstrasenanlage mit Flutlicht werden würde. Im Winter ist unser Rasenplatz aus mehreren Gründen kaum nutzbar. Abends fehlt die Beleuchtung und angesichts des Wetters dürfen wir oft nichts drauf, weil die Oberfläche zerstört würde.“