Gelsenkirchen.. Arthrose ist ein weites Feld. Die verschleißbedingten Erkrankungen verschiedener zentraler Gelenke und der Wirbelsäule waren Thema beim WAZ-Medizinforum mit dem Marienhospital Buer im prall gefüllten Michaelshaus.
„Arthrose – Neues und Bewährtes in der Therapie“ war das Thema des WAZ-Medizinforums mit dem Marienhospital Buer im Michaelshaus Mittwochabend. Der Saal des Michaelshauses war gesteckt voll, rund 180 Menschen wollten mehr über Verschleißerkrankungen rund um die Gelenke und deren Therapie wissen. Fünf Referate in 70 Minuten – da kam die Aufforderung des letzten Referenten, des Leiters der neuen Physiotherapie im Haus, Peter Friederich, gerade recht. Er ließ Publikum und Referenten erst einmal aufstehen und sich ein wenig bewegen, die vom Sitzen steif gewordenen Gelenke mobilisieren. Denn, so das Fazit des Abends: Ohne Bewegung und langfristige Mitarbeit des Patienten nutzt die beste Therapie wenig.
Mit Kniearthrosen und deren Behandlungsmöglichkeiten befasste sich zum Auftakt des Abends der Chefarzt der Orthopädie im Marienhospital, Dr. Alexander Awakowicz. Er erklärte, wie bei der Knorpelzelltherapie etwa, die am Anfang der Therapiekette steht, körpereigene Knorpelzellen entnommen werden, die außerhalb des Körpers vermehrt und dann dem Patienten am Knie wieder eingesetzt werden. Der Patient kann dann relativ schnell wieder das Knie belasten. Allerdings ist dieses Verfahren nicht für betagte Patienten geeignet. Bei der „Umstellungs osteotomie“ werden O- zu X-Beinen, bzw. zu geraden verändert, um die Belastung des Kniegelenks zu verlagern. Dies ist jedoch in der Regel nur eine Übergangslösung. Prothesen werden im Marienhospital in der Regel nach einem neuen Verfahren angepasst, das dank präzisester Bilder eventuell notwendige Korrekturen an der Prothese bereits vor deren Einsetzen ermöglicht.
Der leitende Arzt der Unfallchirurgie, Dr. Bülent Cetinkaya, rollte die Geschichte der Hüftprothetik auf und erklärte, wie in seinem Haus mit verschiedenen Hüftgelenksprothesen gearbeitet wird. Auf jeden Fall erfolgt der Eingriff minimalinvasiv, mit einem höchstens zehn cm langen Hautschnitt. Rund 95 Prozent der Patienten seien nach der Operation zufrieden, betonte der Arzt. Ohnehin gebe es ab einem bestimmten Verschleißstadium des Hüftgelenks keine Alternative zur Prothese.
Eine Reise durchs Schultergelenk unternahm Oberarzt Dr. Ilias Ziozios mit dem Publikum. Anhand eines Films erklärte er die Funktionsweise und die Erkrankungsformen samt Therapie vom „Rasieren“ der Kalkschulter bis zur operativen Rekonstruktion der Rotatorenmanschette. Auch er mahnte: Ohne eine Nachbehandlung, Bewegungstherapie, nutze auch die OP langfristig wenig.
Kann Tanzsport dem Knie schaden?
Assistenzärztin Frederike Busch erläuterte die zentrale Bedeutung der Wirbelsäule als „Sitz des Lebens“ und was sie im Alltag auszuhalten hat. Anschaulich führte sie vor, wie Wirbel, Bandscheiben und Nerven zusammenhängen, warum Schmerzen im Bein oft von der Wirbelsäule ausgehen. Und wie Entlastung geschaffen werden kann mit verschiedensten konservativen – also nicht-operativen – Behandlungsmethoden.inklusive Rückenschule, auf denen der Schwerpunkt im Haus bei Wirbelsäulenverschleißerkrankungen liegt. Der Physiotherapeut betonte abschließend, dass gezielte Bewegung nach einer OP noch über Jahre nötig ist. Weshalb es wichtig sei, einen Sport zu finden, der Spaß macht. Damit man dabei bleibt.
In der Fragerunde drehte sich vieles ums Knie. Ein Aussschnitt: „Ich habe 16 Jahre Tanzsport betrieben. Seit ich aufgehört habe, schmerzt das Knie. Kann das Tanzen geschadet haben?“ wollte eine Zuhörerin wissen. Ja, aber nur, wenn es leistungssportartig betrieben wurde. – Wie kann man Arthrose vorbeugen, wenn man kein Übergewicht hat und sich ausgewogen ernährt? Überprüfen, ob die Beine gerade stehen und sich angemessen bewegen: der Rest sind Glück und Gene, lautete die Antwort vom Podium.
Warum setzen Sie keine Hüftkappen? Weil diese Prothese nur mäßig erfolgreich eingesetzt wird, dabei Metall auf Metall reibt und eine Metallurgie befürchtet wird. Die Schulterkappe hingegen sei durchaus ein guter Ersatz. – Funktioniert bei einem 60-Jährigen noch die Knorpelzellenvermehrung? Es kommt darauf an, wie fit der Mensch ist, ob die Beine gerade stehen, ob er übergewichtig oder trainiert ist. Generell gilt eigentlich die Grenze 50 Jahre.