Gelsenkirchen. Wenn die Häuser Münchener Straße 44/46 im September abgerissen werden, fällt gleichzeitig der Starschuss für ein Stadtteil-Projekt: Auf der frei werdenden Fläche soll ein kleiner Quartierspark entstehen, in dem Nachbarn gemeinsam gärtnern können.

Die Runde wird von Mal zu Mal größer. Es spricht sich herum, dass es im Wohnquartier rund um die Blumendelle schöner werden soll. Auch, dass die Meinung der Menschen, die hier wohnen, und ihre Ideen ausdrücklich gefragt sind.

Dienstagabend geht es in der Kita Blumendelle zum zweiten Mal um die Münchener Straße. Explizit um die Häuser 44 und 46 und was dort nach dem Abriss der Schrottimmobilien entstehen soll.

Ein größeres Wohnzimmer

Bei der ersten Bürgerbeteiligung im März hatten Gisela Sichelschmidt vom Stadtteilbüro und Adriane Haberer vom Planungsbüro Basta mit dem Plan für den kleinen (Innenhof-)Quartierspark und der Vorstellung des Konzepts „Gemeinsam gärtnern“ einen Grundstein für die Beratung gelegt.

Welche Wünsche in die verfeinerten Pläne für das insgesamt 360 Quadratmeter große Gelände eingeflossen sind, sehen die Leute jetzt. Ein Wipptier für Kinder auf dem Rasen, eine Sitzecke – Haberer: „Das wird ein größeres Wohnzimmer“ – oder ein zweiflügeliges Tor im Eingangsbereich, das abends abgeschlossen werden soll. Hier wird einst auch eine Tafel mit den Verhaltensregeln installiert. Eine wird heißen: Keine Hunde im Innenhof.

Offene Beete und eine Streuobstwiese

Neben den offenen Beeten – zwei sechs bis sieben Meter lange, 1,50 Meter breite Flächen – sind jetzt auch die von Anwohnern vorgeschlagenen Hochbeete in den Plan integriert. Zur Straße werden blühende Stauden gepflanzt, auf der geplanten Streuobstwiese fünf Bäume. Apfel, Birne, Kirsche, Mirabelle ... Die Nachbarn sollen die Fruchtsorten bestimmen.

Dieses Projekt ist in jeder Beziehung ein Experiment. Selbstbestimmtes Gärtnern, Schlüsselgewalt für ein, zwei namentlich verpflichtete Anwohner, die den öffentlichen Garten selbst nutzen. Auch Kinder sind gewissermaßen Testpersonen. Weil hier zwar einerseits ausdrücklich kein Spielplatz ist, sie aber andererseits willkommen sind, um mit den Eltern zu gärtnern und Natur pur zu erleben.

Ins Gesamtkonzept eingebunden

Blieben noch die nach dem Häuserabriss „blank“ liegenden Fassaden der Nachbarhäuser. Auch die sind ins Gesamtkonzept eingebunden, sollen, in enger Abstimmung mit den Hauseigentümern, farblich gestaltet werden.

Natürlich gibt es beim Entwurf „Keimling“, wie Adriane Haberer den Plan genannt hat, Fragen. Zum Beispiel nach Altlasten. Gisela Sichelschmidt berichtet, ein Schadstoffgutachten sei in Auftrag gegeben worden. „Wir müssen es ausprobieren“, sagt sie optimistisch, wenn Bedenken laut werden, ob das wohl gut geht. Keine Frage: ein spannendes Projekt.