Gelsenkirchen. Ex-Verdi-Geschäftsführerin Martina Peil hat einen Vergleich vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen geschlossen: Nach ihrer Abberufung im November 2012 wird sie weiterhin ihr Geschäftsführergehalt beziehen bevor sie danach ihr Gehalt als Gewerkschaftssekretärin erhält.

Martina Peil konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken, als sie am Dienstag den Saal im Arbeitsgericht verließ. Sie hatte sich mit ihrem Arbeitgeber per Vergleich geeinigt, der ihr als leidenschaftlicher Gewerkschafterin wohl sehr schwer gefallen ist. Es bleibt bei der Versetzung der ehemaligen Verdi-Bezirksgeschäftsführerin in die Bezirksstelle Essen. Noch bis Ende des Jahres wird sie weiter ihr Geschäftsführergehalt beziehen. Danach erhält sie ihr Gehalt als Gewerkschaftssekretärin nach der Entgeltgruppe „Acht“.

Wie sehr die Arbeit der 54-Jährigen geschätzt wurde, zeigte die Anwesenheit vieler Geschäftsführer- und Gewerkschaftskollegen. Die meisten Verdi-Mitglieder hatten die Ereignisse in den letzten Monaten mit Entsetzen wahrgenommen. Wie wenig gewerkschaftliche Tugenden bei der Verdi-Landesleitung zu zählen scheinen, bekam Martina Peil nach ihrer Abberufung zu spüren. Sie wurde im Februar aufgefordert, die Überzahlung der letzten drei Monate auszugleichen. Dies könne auch in Raten geschehen. Zuvor hatte die Landesleitung dem Bundesvorstand vorgeschlagen, Martina Peil wegen Mängel in der Finanzbuchführung abzuberufen. Dies geschah dann auch zum 30. November. Der Bezirksvorstand wurde nicht befragt. Die Satzung schreibt vor, dass der nur bei Berufungen von Geschäftsführern angehört werden muss.

Keine Entscheidung über Umgang mit Mitarbeitern

Das Gericht hatte lediglich zu prüfen, ob Abberufung und Versetzung zu Recht erfolgt seien, nicht aber die gewerkschaftliche Arbeitgeberkultur im Umgang mit Mitarbeitern. Der Ausgang des Verfahrens wäre sicherlich offen gewesen, hätte sich in weiteren Instanzen wohl über Jahre hingezogen.

Volker Merbeck, Rechtsvertreter von Martina Peil, sah die gewerkschaftliche Welt auf den Kopf gestellt. Es könne nicht sein, dass ein einfaches Schreiben des Bezirks an den Bundesvorstand ausreiche, eine Mitarbeiterin loszuwerden und sie jeglicher Rechte beraube. Er gab der Bereichsleiterin Personal mahnende Worte mit auf den Weg nach Berlin.

Martina Peil bedankte sich noch im Gerichtssaal bei den Kollegen, bedauerte zutiefst, dass sie Gelsenkirchen verlassen müsse. Der Vorfall sei auch ein Schlag ins Gesicht dieses Bezirksvorstandes. Bezirksvorsitzender Wolfgang Gottschalk war erschüttert, sieht die Rechte der Ehrenamtlichen ausgehebelt. Fehler der Buchhaltung seien Martina Peil als politisch Verantwortliche zugeschoben worden. Den Revisionsbericht sah Gottschalk als Vorwand, um die Geschäftsführerin abschießen zu können. Bezirkspressesprecher Werner Schlegel trat von seinem Amt zurück. Er könne es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, eine Gewerkschaft zu vertreten, die so mit einer Mitarbeiterin umgehe.