Gelsenkirchen.
Überspitzt gesprochen kann man in diesen Wohnbereichen am 12. Mai den Gefangenen-Chor aus Verdis Oper „Nabucco“ anstimmen: „Flieg, Gedanke, getragen von Sehnsucht ...“ – danach beispielsweise, mit dem Auto ins Grüne zu fahren, in der Altstadt ein Eis zu essen, Freunde zu besuchen, die Oma am Bahnhof abzuholen.
Denn während Läufer ihre Kilometer auf der Vivawest-Marathon-Strecke machen, sind die Wohnbereiche Feuerbachstraße, Ludwig-Dürr-Weg, Am Eichenbusch, Industriestraße, Alldieckstraße, Am Bugapark und Moorkamp-/Heßlerstraße „gefangene Bereiche“.
Schlupfloch an der Grundstraße
Richtig groß wäre der „Tagesknast“ im gesamten Bereich zwischen Fersenbruch und A 42 im Süden der Straße, die an diesem Sonntag Laufstrecke ist. Aus allen Seitenstraßen dieses Wohnquartiers kommt man nämlich nur über den Fersenbruch raus. Doch der ist am Muttertag ab 6 Uhr morgens gesperrt. Spätestens.
Ein WAZ-Leser, der im großen „Gefangenen-Bereich“ in Heßler wohnt, hat die Redaktion auf die Problematik aufmerksam gemacht. Und fragt: Wie ist die Handlungsempfehlung für die Anwohner? Wie werden An- und Abfahrt von häuslicher Pflege, Essen auf Rädern geregelt? „Falls die Empfehlung lauten sollte, das Fahrzeug nördlich des Fersenbruchs abzustellen, um es am Sonntag nutzen zu können: Wie soll das aussehen, wenn das etwa alle, schätzungsweise 200 Fahrzeughalter tun?“
Die Antwort ist einfach: Die Autos können stehen, wo sie immer stehen. Nachdem die WAZ der MMP Veranstaltungs-GmbH, die im Auftrag von Vivawest den Marathon-Tag organisiert, das Problem geschildert hat, folgte eine prompte Reaktion: Für die Dauer des Marathons wird am Übergang Gravenhof/Grundstraße ausnahmsweise ein „Schlupfloch“ geöffnet und die Poller für die Dauer der Fersenbruch-Sperrung entfernt.
Vorgeschlagen wurde der Streckenverlauf des sportlichen Ereignisses übrigens von Vivawest. Die beteiligten Städte – neben Gelsenkirchen Bottrop, Gladbeck und Essen – haben nach entsprechender Prüfung gestern per Unterschrift der Marathon-Route offiziell grünes Licht gegeben.
Vivawest wird in den „gefangenen Bereichen“ in Gelsenkirchen in den nächsten Tagen 54 000 Handzettel verteilen und über die Einschränkungen am 12. Mai informieren. Die Stadt bereitet nach Worten ihres Sprechers Martin Schulmann eine Email-Info an die Pflegedienste und die Träger von Essen auf Rädern vor.